Schlechte Serien, gute Filme. Schlechte Filme, gute Serien. Alles ist möglich. Mit Einführung des Fernsehens dienten Serien dazu, eine bunte (anfangs natürlich noch monochrome) Verpackung für Waschpulver, Neuwagen und Küchenmaschinen zu sein. Erst allmählich entdeckte man die kreativen Möglichkeiten, die das Medium Fernsehen bot. TV-Serien wurden aufwendiger, vielfältiger und einfallsreicher inszeniert. Schnell erkannte auch Hollywood, dass es durchaus profitabel sein konnte, sich mit dem Erzfeind TV zu verbünden und Filme zu machen, die auf Fernsehserien basierten. Das gelang mal besser und mal gar nicht. Wir haben die Fakten geprüft und beide Seiten der Medaille betrachtet. Was sind die Vorteile am Film, was die Nachteile an der Serie? Was hätte es besser nie geben sollen und was sollte unbedingt noch auf die Leinwand? Zehn Fragen und viele kurze bündige Antworten. Am Ende bleibt nur offen, warum „Almost Human“ vorzeitig abgesetzt wurde. Wer die Antwort kennt oder sich sonst äußern möchte, möge sich in den Kommentaren verausgaben.
- Welches ist die erste TV-Serie (außer Sesamstr. und anderen Kindersendungen), an die du dich erinnern kannst?
Ainu: Es mag nach der letzten Ausgabe wohl kaum einen unserer Leser verwundern, aber tatsächlich ist es bei mir “Star Trek”.
Steffelowski: Da fällt mir spontan „Invasion von der Wega“ ein, eine US-Serie, in der es um die Invasion (ach) von Außerirdischen geht, die, wenn sie getötet wurden, zu Staub verfielen. Oder so ähnlich, vielleicht aber auch ganz anders.
Wermi: Die erste Serie, die ich glaube ich im heutigen Sinne durchgebingt habe und die mir die Welt der Serien nähergebracht hat, war “Dexter”. Bis heute nimmt sie einen besonderen Platz in meinem Herzen ein und zählt nach wie vor zu meinen Lieblingen.
- Welche Serie wäre es wert, auf die große Leinwand gebracht zu werden?
Ainu: Ich habe zwar erst etwas mehr als eine Staffel gesehen, trotzdem frage ich mich jetzt schon, ob “The Expanse” nicht vielleicht als Film besser funktionieren würde. Als spektakuläres SciFi-Adventure mit ein bisschen weniger politischem BlaBla gefiele mir die Sache glaub ich deutlich besser.
Steffelowski: Auf jeden Fall „Game of Thrones“. Nach der enttäuschenden achten Staffel, nach der so viele Fragen offen blieben, wäre ein monumentaler Kinofilm genau das Richtige, um all die losen Enden final zu verbinden.
Wermi: Anstatt einer neuen Staffel mit neuer Handlung, wie wäre es denn Mal mit einem Kinofilm im Stile der ersten “True Detective”-Staffel?
- Bei welcher Serie hätte man sich hingegen den Kinofilm ersparen können?
Ainu: Meine klare Antwort “Mit Schirm, Charme und Melone”. Die Serie hatte nämlich genau das, was im Titel bereits steckt “Charme”, der zugehörige Kinofilm hingegen nicht.
Steffelowski: Definitiv „Ein Duke kommt selten allein“. Da taugte schon die Serie nicht wirklich etwas und der Film setzte diese Tradition 1:1 fort
Wermi: “Die Legende von Aang”, der Film zur Serie “Avatar – Der Herr der Elemente”, hätte man sich absolut sparen können. Die Serie ist für mich ohnehin schon perfekt und der Film hat wirklich rein gar nichts zu bieten aus einer 1 zu 1 Nacherzählung der ersten Staffel mit ganz miesen Live-Action-Effekten.
- Sollte ein auf einer TV-Serie basierender Film, das Muster der Serie fortsetzen oder lieber eine eigene Handschrift entwickeln?
Ainu: Das kommt sich sehr stark darauf an. Bei “Mission Impossible” habe ich zum Beispiel nichts dagegen, dass sich die Filmreihe immer weiter von ihren Wurzeln entfernt, solange spannende Actionfilme dabei herauskommen. Wäre jetzt allerdings der Simpsons-Film auf allzu große kreative Erkundungstour gegangen, hätte sich das wahrscheinlich ein wenig wie Beschiss an den Fans angefühlt.
Steffelowski: Da bin ich Purist. Die Serie wurde ja schließlich verfilmt, weil das Konzept gut war. Und genau das möchte ich dann auch im Kino sehen. Wie das auseinanderdriften kann, zeigt das „Mission Impossible“-Franchise: spätestens ab Teil zwei war der Charme der Serie verschwunden und die Filme wandelten sich zu – perfekt gemachten – aber etwas seelenlosen Actiongewittern.
Wermi: Also prinzipiell finde ich es immer gut, wenn man sich auch mal traut einen Stoff seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Wenn man nur immer mehr dasselbe sehen möchte, dann soll man eben eine weitere Staffel zur Serie drehen. Wieso also nicht mal in einem Film die Inhalte auf kreative Art und Weise erweitern?
- Welches ist für dich die gelungenste Verfilmung einer TV-Serie?
Ainu: Hier sag ich mal “Die nackte Kanone”, da der witzige Irrsinn konsequent beibehalten wurde, dazu aber auch noch um eine Narrative ergänzt, die dem Konzept überraschend gut getan hat.
Steffelowski: Wenn ich sie als Einheit ansehe, würde ich die Star Trek Filme I-VII nennen.
Wermi: Jetzt wo ich mich ein wenig in die “Star Trek: The Original Series” hineingearbeitet habe und seit kurzem eben die Verfilmung “Star Trek II: Wrath of Khan” kenne, finde ich es eine umso großartigere Umsetzung einer Serie auf die große Leinwand.
- Gibst du grundsätzlich Miniserien oder TV-Reihen mit mehreren Staffeln den Vorzug?
Ainu: Auch hier kommt es sich stark darauf an. Wird mir vor allem eine zusammenhängende Geschichte erzählt, finde ich Miniserien inzwischen deutlich angenehmer als unzählige Staffeln. Habe ich hingegen ein Case-of-the-Week-Szenario dürfen es gerne mal ein paar Staffeln sein, bevor sich das Konzept irgendwie ausgelutscht für mich anfühlt.
Steffelowski: Bei der heutigen Vielzahl an langlebigen Serien, bin ich inzwischen von der reinen Menge erschlagen und teils überfordert. Da lobe ich mir eine tolle Geschichte, die dann nach acht Folgen auserzählt ist.
Wermi: Da bin ich mittlerweile voll und ganz bei Miniserien und Serien, die keine allzu große Staffel- und Folgenzahl aufweisen. Davon fühle ich mich zu stark abgeschreckt. Vor einigen Monaten habe ich Mal die Serie “The Leftovers” nachgeholt und selbst da haben sich “bloß” 28 Folgen in 3 Staffeln irgendwann nur noch wie Arbeit angefühlt, sodass ich die Serie gar nicht richtig genießen konnte.
- Welcher Film wäre besser als Serie umgesetzt worden?
Ainu: Auch wenn ich den Film wirklich großartig gefunden habe und er visuell mit zu dem Beeindruckendsten gehört, was ich jemals auf der großen Leinwand erleben durfte, weiß ich trotzdem nicht, ob die reichhaltige Geschichte von “Dune” nicht deutlich besser als Serie adaptiert werden könnte.
Steffelowski: Sorry, aber da muss ich passen.
Wermi: Als großer “Harry Potter”-Fan, der mit den Filmen aufgewachsen ist, konnte ich mit der “Phantastische Tierwesen”-Reihe ja so gar nicht warm werden. Irgendwie fand ich das alles ganz schön lahm, eine Serie dazu könnte dem Universum da sicherlich neue belebende Elemente einhauchen.
- Bestes Serienintro
Ainu: Schwierig, schwierig…ich glaube, auch hier muss ich “Star Trek” nehmen beziehungsweise “Raumschiff Enterprise”. Immerhin, wer hätte ohne dieses Intro jemals von dem Instrument Theremin gehört.
Steffelowski: Ich liebe den (alten) Vorspann der Serie „Mission Impossible“ bzw. auf Deutsch „Kobra, übernehmen Sie“. Das Streichholz, die abbrennende Zündschnur, die Montage, die kurze Szenen aus der aktuellen Folge vorwegnimmt. Dazu die kongeniale Musik von Lalo Schifrin. Einfach klasse.
Wermi: Da gibt es ja wirklich viele, die großartig produziert sind, gerade bei HBO-Serien. Da die Wahl also sehr schwer ist, treffe ich eine ganz persönliche und muss einfach unweigerlich an das Dexter-Intro denken, das ich nie geskipt habe.
- Bestes Serienende, schlechtestes Serienende (ohne zu spoilern)
Ainu: Das beste Serienende hatte für mich bis jetzt “Breaking Bad”. Hier hatte man das Gefühl, dass der Serienschöpfer eine Geschichte im Kopf hatte und diese einfach erzählen durfte, ohne dass die Serie früher eingestellt oder unnötig in die Länge gezogen wurde. Was das schlechteste Serienende betrifft, würde ich mal “Gilmore Girls” sagen. Da hatten die Showrunner nämlich gleich zwei Versuche und haben es beide Mal, in meinen Augen, ziemlich gegen die Wand gefahren.
Steffelowski: Das schlechteste Ende war für mich die letzte Folge von „Lost“ mit der vermeintlichen Auflösung. Ein typische Beispiel dafür, dass die Macher ab irgendwann den Überblick über die Handlung verloren hatten und dann auf Krampf ein Ende konstruiert haben. So etwas wie ein „bestes“ Serienende gibt es für mich nicht, da es immer traurig ist, wenn etwas Gutes zu Ende geht.
Wermi: Das beste Serienende wäre für mich eigentlich das von “True Detective” – Staffel 1 gewesen. Allerdings wurde die Serie nunmal fortgesetzt, wenn auch mit neuer Handlung, daher fällt meine Wahl ebenfalls auf das Ende von Breaking Bad, das in meinen Augen perfekt umgesetzt wurde.
Meine Antwort auf das schlechteste Serienende lautet mittlerweile tatsächlich “Game of Thrones”. Ich habe nicht mal zu den größten Fans der Serie gehört, aber was die Macher da abgezogen haben hat mich in Rage gebracht wie selten zuvor.
- Welche Serie soll nicht mehr angerührt werden, weder in Serien-, noch in Filmform? (Weil der Stoff perfekt umgesetzt wurde)
Ainu: “Columbo”.
Steffelowski: Einfache Antwort „The Knick“.
Wermi: “Fleabag” ist für mich eine absolut runde Sache.
„Welcher Film wäre besser als Serie umgesetzt worden?“
Children of Men!!!
Vielleicht auch „Die unheimlich Begegnung der dritten Art“ und auf jeden Fall „The Handmaid’s Tale, was ja zum Glück dann auch passiert ist.
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Oh ja finde ich einen tollen Vorschlag!
Und an unheimliche Begegnung der dritten Art habe ich witzigerweise auch gedacht
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„Contagion“ wäre auch so ein Beispiel, das mit seinen vielen Schauplätzen, Figuren und thematischen Schwerpunkten wohl (noch) besser als (Mini)Serie funktioniert hätte.
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Ja, das hätte sicherlich gut gepasst. Stattdessen haben wir die Problematik des Films jetzt schon seit einiger Zeit weltweit in der realen Welt. Derzeit leider wieder mit wenig erfreulichen Entwicklungen.
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Bestes Serienende einer der besten Serien ever: Six Feet Under.
Ohne Zweifel… 🙂
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