Kloppen wie die Stars – Ein kleiner Kampfkunst-Almanach

Wenn dann irgendwann alles gesagt, der Mate-Tee ausgetrunken ist und letztlich auch dem geneigtesten Gutmenschen die Weichspülargumente ausgegangen sind, müssen andere Saiten aufgezogen werden. Nach dem bekannten Motto „Keine Gewalt ist auch keine Lösung“ kommen handfestere Argumente auf den Tisch, die an den Mann oder auch die Frau gebracht werden wollen. Ja, wenn verprügeln, dann doch bitte gekonnt und mit Stil. So wie man es aus dem Kino kennt. Schließlich soll es nicht nur auf die Augen, sondern auch etwas fürs Auge geben. Aber welche Kampfkunst macht man zur Waffe der Wahl? Was sieht schön aus, tut da weh, wo es soll, und ist auch dem Fitnessgrad des Gewalttäters angemessen? Fragen über Fragen, die sich in einem (Kämpfer)Leben nie zufriedenstellend beantworten lassen.
Die Anzahl an Kampf(Sport)Künsten ist schwer zu überblicken und gefühlt unendlich. Hinzu kommt, dass viele – insbesondere der asiatischen Künste – diverse Stilrichtungen, Ableger und Untergruppen hervorgebracht haben, die es unmöglich machen, eine für Laien verständliche Kategorisierung und Unterscheidung vorzunehmen.
Auch in der filmischen Welt kommt es oftmals zu einer Vermischung einzelner Kampfstile und -richtungen. Hier geht es dann mehr darum, was gut und spektakulär aussieht, als die durchgehend korrekte Darstellung eines bestimmten Kampfstils.
Nachstehend ein kurzer, rein subjektiver und vollkommen unvollständiger Überblick zu einigen Kampfsportarten, die toll aussehen, dolle wehtun und immer wieder auf der Leinwand zu sehen sind. Also Quasi-Empfehlungen für schlagkräftige Argumentationshilfen, inklusive Selbstlernvideo:

Aikido

Eine der „friedlichen“ japanischen Kampfkünste. Der Gegner wird nicht geschlagen oder getreten, sondern aus dem Gleichgewicht gebracht und durch Würfe und Hebel kaltgestellt.

Schön anzusehen (inzwischen ganz im Gegenteil zum Hauptdarsteller) in vielen Filmen mit Altrecken Steven Segal, z.B. in „Alarmstufe: Rot“.

 

Betrunkenes Boxen

Wer hier an wüste Wirtshauskeilereien anlässlich des Tanzes in den Mai denkt, liegt falsch. Es handelt sich vielmehr um eine aus dem Kung Fu abgeleitete Stilrichtung, bei der der Kämpfer sich bewegt, als hätte er nicht nur ein Gläschen zu viel getrunken, und den Gegner so unvorsichtig werden lässt. Und Bang….in the face.

Wunderbar choreographiert im Film „Sie nannten ihn Knochenbrecher – Drunken Master“ mit Jackie Chan. Angetrunken oder auch nicht, hat es der Film es in diesem Monat auch in unsere „Loveful 8“ geschafft. Darauf trinke ich. Prost.

Boxen

Eine der klassischen Möglichkeiten, Streitigkeiten aller Art „von Hand“ zu lösen. Links, rechts und einen an die Backen. Schnörkellos und direkt zum Ziel. Das kennt jeder.

Hier ist natürlich die „Rocky“-Reihe mit Sly Stallone zu empfehlen. Zum „Ur-Rocky“ gibt es in dieser Ausgabe einen sehr interessanten Beitrag vom Kampfkunst-Urgestein Ma-Go.

Wer beim Thema Boxerfilme auf etwas mehr Tiefgang (nicht -schlag) Wert legt, dem seien Filme wie „Southpaw“ oder „Wie ein wilder Stier“ ans Herz gelegt.

Jeet Kune Do

Ein von Bruce Lee selbst entwickelter Stil, der verschiedene Elemente anderer Kampfkünste in sich vereinigt. Sehr effektiv zur Selbstverteidigung, und auch noch in fortgeschrittenem Alter erlernbar. Also, auch der aufgebrachte Senior kann ordentlich austeilen, wenn es sein muss.

Filmtipp zum Thema: „Die Todeskralle schlägt wieder zu“ mit Bruce Lee himself. Der Zweikampf Lees im römischen Kolosseum gegen Karate-Champion Chuck Norris hat Filmgeschichte geschrieben und macht die Unterschiede beider Kampfstile auch dem Laien einigermaßen gut sichtbar.

Karate

Einer der Klassiker der Kampfkünste. Hier wird der Gegner mittels Schlägen und Tritten bearbeitet und letztlich ausgeschaltet. Erstaunlicherweise ist Karate als Kampfkunst in Deutschland zunächst durch das Fernsehen bekannt geworden. Vielleicht erinnern sich die betagteren Leser dieses Beitrags noch an die zauber- und amazonenhafte „Karate-Emma“ aus der Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“.

Im Film wird Karate u.a. in den Streifen von Jean-Claude van Damme gezeigt. Filmtipps wären die „Karate-Tiger“-Reihe und „Timecop“. Ein Film, der sich mit Karate als Kampfkunst als solches befasst, ist der wirklich hervorragende japanische Film „Black Belt -Kuro Obi“. Ich kenne keinen anderen Martial-Arts-Film, in dem die gezeigten Techniken so echt und so „rein“ sind.

Kendo

Japanischer Schwertkampf, der auf das Kenjutsu der Samurai zurückgeht. In Friedenszeiten mit Holzschwertern geübt, im Krieg dann mit echten Schwertern ausgeübt. Eine sehr ästhetische Art, den Gegner einen Kopf kürzer zu machen oder ihn von überflüssigen Gliedmassen zu befreien. Im Alltagseinsatz allerdings wohl eher unpraktisch.

Schwertkämpfer-Filme gibt es wie Sand am Meer. Viele Gute, noch mehr Schlechte. Zum gehobenen Standard zählen hier u.a. „13 Assassins“, „47 Ronin“, „The Hidden Blade“ sowie „Zatoichi- Der blinde Samurai“. Nicht zu vergessen die Klassiker „Die Sieben Samurai (mit Toshiro Mifune) und „Das Schwert des gelben Tigers“ (mit David Chiang und Ti Lung)

Kickboxen

Dem Karate nicht unähnlich, aber noch um Elemente des Boxens erweitert. Also, nach dem Motto „Doppelt genäht, hält besser“. Wirkt auf den Laien meist etwas wenig koordiniert, erfordert aber durchaus hartes und ausdauerndes Training und setzt sich vermutlich auch gegen den geübten Kneipenschläger ganz wunderbar durch.

Puh, unzählige Filme tragen den Namen „Kickboxer“ im Titel. Ob da aber auch immer drin ist, was draufsteht, kann ich nicht einschätzen. Mit Nennung der „Kickboxer“-Reihe mache ich hier als Empfehlung aber vermutlich nichts falsch. Und wenn offenbar in jedem dieser Filme wiederum J.-C. van Damme dabei ist (siehe Karate), scheint das ja auch eine Art von Qualitätssiegel zu sein.

Mixed Martial Arts (MMA)

Erlaubt ist, was gefällt und dem Gegner schadet. Außer umbringen, scheint hier beinahe alles regelkonform zu sein. MMA ist eine Wundertüte aus allem, was andere Kampfsportarten so an Gemeinheiten zu bieten haben. Mehr Vollkontakt geht nicht. Für den Straßenkampf wohl nur im Beisein eines befreundeten Strafverteidigers geeignet. Das kann sonst auch mal ins Auge gehen. Ach nee, in die Augen stechen ist beim MMA ausdrücklich nicht erlaubt. Na, immerhin….

DER Film zum Thema MMA ist mit Sicherheit „Warrior“ mit Tom Hardy und Joel Edgerton. Eine ausführliche Würdigung erfährt das Meisterwerk über Männer in kurzen Hosen durch den Kollegen „Haudrauf-Zack“ in der Filmothek dieser Ausgabe.

Muay Thai

Dem Kickboxen ziemlich ähnlich und kommt aus Thailand. Hier sollte jedem Schlagedruff das Herz aufgehen. Eignet sich sehr gut zum Selbstschutz und zur raschen Beilegung von Konflikten aller Art.

Der filmische Großmeister des Muay Thai ist Tony Jaa aus den „Onk Bak“-Filmen. Die Reihe ist nichts für Warmduscher und sonst wie weichgespülte Gemüter. Hier zeigt der Protagonist seinen Gegner gern auf brutalste Art und Weise, wo Barthel den Most holt.

Ringen/Wrestling

Wer den Kuschelkurs bevorzugt und den Gegner am liebsten hautnah erlebt, sollte sich in dieser olympischen Disziplin versuchen. Hier geht es darum, den Gegner von den Socken zu holen und dann im Bodenkampf zur Aufgabe zu „überreden“. Was wie eine etwas gesteigerte Form des Fummelns auf Klassenfahrten anmutet, ist harte Arbeit und kann – sofern man es als Wrestling auf Profiniveau betreibt – eine Menge Geld einbringen. Zu meiner Zeit kannte man es mehr als Rummelplatz-Attraktion und nannte es Catchen.

Da sich das Ringen wohl im Film nicht wirklich massentauglich vermarkten lässt, ist die Filmauswahl hier durchaus überschaubar. Dennoch empfehle ich an dieser Stelle das Sportdrama „Foxcatcher“, in dem es um das US-Ringer Team geht, das sich auf die Olympischen Spiele 1988 vorbereitet. Außerdem fällt mir noch „The Wrestler“ mit Mickey Rourke ein, der in diesem Drama eine seiner besten (und für den Oscar nominierte) Leistungen als Schauspieler zeigt.

Shaolin Kung Fu

Das Shaolin-Kloster gilt als der Geburtsort vieler verschiedener Kampfstile, die sich an den Bewegungen und dem Verhalten von Tieren (Schlange, Drache, Kranich, Affe, Tiger…..) orientieren. Wiederum kommen zur Präzisierung verbaler Argumente u.a. Hände und Füße unterstützend zum Einsatz. Effektiv und immer schön anzuschauen. Die ästhetischste Art des Verkloppens.

Hier kommt man natürlich an dem verpflichtenden Meisterwerk „Die 36 Kammern der Shaolin“ aus dem Hause der Shaw-Brothers nicht vorbei. Ebenso zu empfehlen sind die filmischen Nachfolger, sowie diverse weitere Asia-Klopper, die irgendwie Bezug auf das Kloster nehmen. Wer lernen möchte, wie man über Wasser läuft und am Ende sogar fliegen kann, sollte einen Blick riskieren.

Wing Chun

Ein weiterer Kung-Fu-Stil, der in der westlichen Welt durch Bruce Lee bekannt und beliebt wurde. Dieser wiederum war ein Schüler von Ip Man, einem der wahren Großmeister dieser Kampftechnik.

Sowohl die Filme mit Bruce Lee, als auch die Ip Man-Reihe – hierzu sei auf den vorzügliche Beitrag von Kampfroboter und Schreibwalküre Mara hingewiesen – sollten Standardwerke für jeden Filmfan sein, der es auch gern mal (auf anderer Leute Nasen) krachen lässt.

Dies war ein kleiner Blick auf einige Möglichkeiten, sich in einer Schlägerei zu behaupten, dabei auch noch gut auszusehen und die frisch geföhnte Frisur nicht zu verschandeln. Da sollte doch auch für DICH etwas Passendes dabei sein…..

Ach ja, der alles vernichtende „Dampfhammer“ eines Bud Spencers ließ sich keiner der hier vorgestellten Kampfkünste eindeutig zuordnen.