Es ist mal wieder an der Zeit für unsere Redaktion die Klappe auf zu machen und uns einer breiten Palette an Fragen zum Thema „Bösewichte“ zu stellen. Viel Spaß mit unserer knackigen Rubrik „Klappe Auf“!
1. Welcher Bösewicht hat das coolste Auftreten bzw. den coolsten Auftritt?
Steffelowski: Natürlich der weiße Hai im gleichnamigen Filmklassiker. Der Zuschauer bekommt die Mordmaschine gar nicht zu sehen, aber er weiß, dass hier das absolut Böse zuschlägt.
Ainu: Hier muss ich Agent Smith nehmen – diese unterkühlte und trotzdem aufbrausende Art, der mitschwingende Sarkasmus und natürlich schwarze Sonnenbrille gepaart mit schwarzem Anzug…cooler geht es nicht.
Wermi: Da habe ich im wahrsten Sinne des Wortes einen Underdog parat: Keyser Söze hat den coolsten Auftritt, nachdem er sich ganz am Ende des Films „Die üblichen Verdächtigen“ dem Zuschauer gegenüber zu erkennen gibt. Der Gang über den Bürgersteig symbolisiert seine krasse Durchtriebenheit und plötzlich wird einem klar, dass der große Unbekannte, der für das ganze Übel verantwortlich ist und vor dem sich jeder fürchtet, sich hinter einer ganz harmlosen Fassade versteckt. „Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht.“
2. Vor welchem Bösewicht fürchtest du dich am meisten und wem würdest du auf keinen Fall über den Weg laufen wollen?
Steffelowski: Max Cady (Robert De Niro) in „Cape Fear – Kap der Angst“. Brutal, gewissenlos und Zigarrenraucher. Na schönen Dank.
Ainu: Tatsächlich bereitete mir Dr. William Weir (also Sam Neill) aus „Event Horizon“ einige schlaflose Nächte.
Wermi: Als ich 12 Jahre alt war, war ich noch ein richtiger Schisser bei Filmen und wurde sogar vom ersten Harry Potter-Teil traumatisiert. Der erste Eindruck den wir hier von Lord Voldemord auf dem Hinterkopf von Professor Quirrel bekommen hat mir schon genügt um mich zu verstören, aber auch in den Jahren darauf hat mich die Reihe natürlich durch meine Jugend begleitet und mich hat die furchterregende Verkörperung durch Ralph Fiennes jedes Mal ins Schaudern versetzt.
3. Welcher ist der generischste Bösewicht überhaupt?
Steffelowski: Jeder Schurke in einer der diversen Winnetou-/Karl-May Verfilmungen der 1960er-Jahre stand stellvertretend für das Bild, das die deutschen Produzenten für vom Bösen hatten: Schwarzer Anzug, Bart und die Synchronstimme von Rainer Brandt. Böser geht’s ja wohl kaum.
Ainu: Lyutsifer Safin aus „James Bond: Keine Zeit zu sterben“ (der war so generisch, dass ich erst mal seinen Namen nachschlagen musste weil ich ihn schon wieder vergessen hatte).
Wermi: In diesem Fall lege ich „generisch“ jetzt nicht unbedingt als etwas Negatives aus – in gewisser Weise macht es ihn ja auch zu dem ikonischen Bösewicht, der er ist – aber Arnold Schwarzenegger in „Terminator“ treibt den generischen Bösewicht schon irgendwo auf die Spitze.
4. In welchem Bösewicht steckt auch etwas Gutes?
Steffelowski: Dr. Evil in den „Austin Powers“ Filmen. Er liebt sein alter Ego Mini-Me und Nacktkatzen.
Ainu: Bill aus „Kill Bill“ – immerhin scheint er sich liebevoll um seine Tochter zu kümmern.
Wermi: Dass Gollum auch eine gute Seite hat, zeigt der eine Teil seiner gespaltenen Persönlichkeit mehr als deutlich und jedes Mal wenn ich aufs Neue „Herr der Ringe“ einschiebe, will ich irgendwie daran glauben, dass er im Kern eigentlich nur eine unschuldige Seele ist, die allerdings von der Macht des Rings zutiefst vergiftet wurde.
5. Mit welchem Bösewicht hast du sogar mitgefühlt?
Steffelowski: Magneto aus den „X-Men“ Filmen. Er musste den Holocaust miterleben, bei dem seine Eltern ermordet wurden. Dass dies Spuren hinterlässt und letztlich dazu führt, dass er möchte, dass die Mutanten sich von der Unterdrückung durch die Menschen emanzipieren, empfinde ich nur all zu nachvollziehbar.
Ainu: Loki aus dem MCU – der hat gerade im ersten Teil schon einiges zu schlucken: adoptiert, eigentlich gehört er der befeindeten Spezies an, sein Vater gab dem Bruder immer den Vorzug…
Wermi: Den Film fand ich zwar schlecht, aber das einzig Gute was „Black Panther“ zu bieten hatte, war sein Bösewicht. In Killmonger konnte ich mich im Gegensatz zu jeder anderen Figur ziemlich gut hineinversetzen und ich fand auch einige seiner Ansätze und Ziele nachvollziehbar. Bei der gewaltsamen und hasserfüllten Umsetzung hapert’s dann aber doch ein wenig.
6. Welcher Bösewicht ist der eigentliche Star in seinem Film und stiehlt der Hauptfigur die Show?
Steffelowski: Da nenne ich natürlich Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“. Haben da überhaupt noch andere Charaktere mitgemacht???
Ainu: Ganz klar, Hannibal in „Das Schweigen der Lämmer“.
Wermi: Christoph Waltz in seiner Paraderolle des Hans Landa in „Inglorious Basterds“ macht jede seiner Szenen zum absoluten Highlight des Films. Selten wurde eine Bedrohung so charismatisch und wortgewandt dargestellt.
7. Welcher Bösewicht ist seinem Gegenpart mindestens ebenbürtig und begegnet ihm auf Augenhöhe?
Steffelowski: Der außerirdische Jäger in „Predator“ kann es in jedem Fall mit Arnold Schwarzenegger aufnehmen und wird letztlich von diesem nur durch einen Trick besiegt. Augenhöhe? Nee, der Predator ist gut einen Kopf größer als Arnie.
Ainu: Der Joker.
Wermi: Die offensichtlichste Antwort ist auch für mich der Joker aus „The Dark Knight“, der die Beziehung zwischen Held und Bösewicht perfektioniert hat. Ich würde hier aber stattdessen aber gerne noch eine etwas weniger offensichtliche Antwort anbieten: Als Roy Batty in „Blade Runner“ Rick Deckard die Hand zur Rettung reicht, nachdem sich die beiden den ganzen Film über gegenseitig gejagt haben, kommt es zu einem zutiefst menschlichen Moment zwischen den beiden, in dem Roy Batty sein Leben reflektiert und uns mit dem vielleicht schönsten Monolog der Filmgeschichte beschenkt.
8. Wer ist der schlechteste Bösewicht?
Steffelowski: Außer Thanos jeder Bösewicht aus dem MCU.
Ainu: Snoke aus „Star Wars: Die letzten Jedi“ – da wird es als der Obermacker aufgebaut und am Ende ist er mit einem Streich besiegt und checkt nicht mal, dass sein Schüler seine Macht gerade gegen ihn einsetzt.
Wermi: Puh Ainu da reißt du bei mir alte Wunden auf… Um nicht wieder in Rage zu geraten entscheid ich mich lieber für jemanden, den ich erst kürzlich in einem Film gesehen habe: Electro in „The Amazing Spider-Man 2“ ist ja mal leider absolut lächerlich und stumpf. Eine so schlechte Motivation für einen Bösewicht habe ich echt selten irgendwo gesehen.
9. Welcher ist der vielschichtigste Bösewicht?
Steffelowski: Hannibal Lecter ist charmant, klug, kultiviert und mag Innereien. Außerdem kann er zeichnen. Dafür bewundere ich ihn am meisten.
Ainu: Hier würd ich mal sagen, dank der ganzen Vorgeschichte, Darth Vader.
Wermi: Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto besser gefiel mir der Bösewicht aus dem koreanischen „Oldboy“ (2003) als Antwort. Erst fragt mich sich, welcher Mensch so hasserfüllt ist, jemanden zu entführen um ihm 15 Jahre lang in einem kleinen Raum einzusperren. Und schließlich entfaltet sich die Geschichte zum Ende um den Bösewicht herum, wie man es nicht erwartet hätte.
10. Welcher Bösewicht ist der niederträchtigste?
Steffelowski: Der Charakter des Robert „Bob“ Ford, in den diversen Verfilmungen, in denen es um das Leben und Werk des Banditen Jesse James geht. Einem Unbewaffneten in den Rücken zu schießen, ist doch wohl das Niederträchtigste, was es überhaupt gibt. Außer ein gekochtes Ei mit Salz UND Pfeffer zu bestreuen vielleicht.
Ainu: Scar aus „Der König der Löwen“ – ich mein, seinen Bruder töten ist das eine, aber seinem Neffen dann auch noch die Schuld in die Schuhe schieben, das gesamte Königreich ruinieren und am Ende auch noch den Neffen töten wollen, das nenn ich mal niederträchtig!
Wermi: John Doe aus „Sieben“. Niederträchtiger als sich die sieben Todsünden zum Vorbild zu nehmen und auf bestialischste Weise an anderen Menschen zu statuieren geht es kaum. Vom erbarmungslosen Filmfinale mal ganz zu schweigen.
11. Welcher Bösewicht hat bei dir am meisten Eindruck hinterlassen und sich in dein Gedächtnis gebrannt? An wen denkst du als allererstes, wenn du „Bösewicht“ hörst?
Steffelowski: Siehe Frage 1. Aber von MIR hat man ja wohl auch keine andere Antwort erwartet, oder?
Ainu: Tatsächlich muss ich auch hier Hannibal Lecter nehmen – und zwar egal welche Version (okay, vielleicht mal abgesehen von „Hannibal Rising“), der bereitet mir einfach immer eine Gänsehaut und ist für mich der Inbegriff eines brillant geschriebenen Bösewichts.
Wermi: Ja gut, die Antwort hierauf stand bereits fest, weit bevor ich den Film überhaupt erst gesehen hab. An Darth Vader führt kein Weg vorbei.
12. Abschließende Frage: Was macht für dich einen guten Bösewicht aus?
Steffelowski: Die richtige Mischung aus Grausamkeit, Klugheit, Charisma und Kultiviertheit. Leider sind derzeit in der Welt auch die Bösen am Werk, auf die nur eine der genannten Eigenschaften zutrifft.
Ainu: Das lässt sich irgendwie schwer beschreiben, denn ein paar der generischsten Bösewichte, die es so in Film und TV gibt, würden wohl einige dieser Punkte erfüllen. Aber wie so oft ist es das Gesamtpaket, dass einen guten Bösewicht für mich ausmacht. Es braucht nicht immer unbedingt eine große Motivation, aber schaden tut es auf gar keinen Fall, wenn man die Handlungen des Bösewichts auch halbwegs nachvollziehen kann. Auf der anderen Seite gibt es auch Bösewichte von denen weiß man so gut wie gar nichts und trotzdem funktionieren sie einwandfrei für mich – ich denke da zum Beispiel an „No Country for old Men“. Wie eingangs also schon erwähnt, ich kann es nicht wirklich sagen, aber eines weiß ich, wenn ich einen wirklich großartigen Schurken sehe, dann weiß ich es 😉
Wermi: Bösewichte, die bei mir besonders lange im Gedächtnis haften bleiben, haben eine nachvollziehbare Motivation und sind besonders stark, wenn sie von ihren Idealen und von ihrem Handeln so überzeugt sind, dass sie in ihrer Welt bzw. aus ihrer Perspektive gar nicht die Bösen sind. Diesen Aspekt finde ich an ihnen am faszinierendsten und zugleich kann mir das am meisten Angst einjagen, denn im schlimmsten Fall könnten sie auch Gedankengut anschneiden, dass einen selbst den Status quo in Frage stellen lässt.
Und jetzt seid ihr gefragt! Welcher aus der schieren Masse an Bösewichten ist euer Liebling und auf welche Frage hättet ihr noch eine andere Antwort parat? Was macht für euch einen guten Bösewicht aus? Ab in die Kommentare damit und diskutiert gerne mit uns!
Es gibt zwei Wege, damit ein Bösewicht mir wirklich im Gedächtnis bleibt: entweder seine Motivation ist nachvollziehbar (aber dennoch falsch), oder aber sie ist derart singulär und er ist derart unabringbar davon, dass es faszinierend wird (letzterer Typus kann variiert werden, indem man vielleicht gar nicht weiß, was die Motivation ist).
Für mich funktioniert ehrlich gesagt Typus 2 meist besser. Anton Chigurh, Hans Gruber, der Terminator im ersten Film, etc.
Aber auch Typus 1 gibt einiges her: Harry Powell (Die Nacht des Jägers), Hans Landa, Frank Booth, oder Annie Wilkes. Hier würde ich denn auch Steffelowski widersprechen und Killmonger als gelungenen MCU Schurken erwähnen (über die CGI Actionfigurenkloppe am Ende von Black Panther decke ich hier mal den Mantel des Schweigens).
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Ja killmonger hatte ich auch als positives angeführt
Spricht allerdings nicht für den Film, dass er deutlich mehr mit Motivation ausgestattet wird, als der Titelheld…
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