„I’m a poor lonesome Cowboy, I’m a long long way from Home…“, so enden sie, die Filme und Comics über den wohl bekanntesten Cowboy der Popkultur. Als Kind mag man damit noch nicht viel anfangen können, außer vielleicht, dass einen die leicht nasale Stimme des Countrysängers fasziniert. Später, wenn man schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, verleiht diese finale Melodie, diese letzten Zeilen eines jeden Bandes, dem zuvor Erlebten eine besondere Note der Melancholie. Egal welches Abenteuer er auch bestreitet, wem er dabei begegnet, wie rauschend die Feste, wie ohrenbetäubend die Jubelschreie der erleichterten Bevölkerung, am Ende reitet er doch immer alleine in den Sonnenuntergang, auf der Suche nach einem Zuhause, einem Ort zum Verweilen, den er wohl nie finden wird.
Vielleicht ist es ja auch diese entwaffnend ehrliche Note, dieser unverklärte, jeglicher nostalgischen Romantik beraubte Blick, der dazu geführt hat, dass „Lucky Luke“ jenen Kultstatus erlangt hat, der noch heute dazu führt, dass jeder seinen Namen kennt, selbst wenn man noch nie etwas von ihm gelesen oder gesehen hat. Doch natürlich ist es nicht nur das Bild des einsamen Cowboys, der in den Sonnenuntergang reitet, das uns immer wieder zu den Abenteuer des Mannes zurückkehren lässt, der schneller ist als sein eigener Schatten. Viel mehr ist es eben auch das, die geniale Kombination aus Wild-West-Abenteuer und Humor.
Führt man sich einmal die Sprüche vor Augen, die übrigens ebenso sicher ins Schwarze treffen wie die von Lucky Luke abgefeuerten Kugeln, erkennt man deutlich die erfolgreiche Antithese zu den ansonsten ach so ernsten Western der damaligen Zeit. Dass das Publikum bereit für diese neue Herangehensweise war, bewiesen denn auch einige Jahre später die großen Erfolge der Western mit Bud Spencer und Terence Hill. Klamauk und Revolverhelden scheinen sich einfach hervorragend zu ergänzen. Es muss nicht immer in blutigen Schießereien enden, manchmal reicht es schon, wenn man dem Bösewicht ein Loch in den Hut schießt und ihn anschließend, an sein teures Pferd gebunden, in den Knast bringt. Ebenso wie der Held, sind in diesen Szenarien natürlich auch die Banditen nicht auf Blut aus. Hier müssen keine einsamen Frauen sterben, Kindern wird nicht die Kehle aufgeschlitzt und Sheriffs baumeln auch an keinen Ästen. Banken sind zumeist das Objekt der Begierde, die Ausführung des erdachten Plans scheitert dann allerdings immer an der Gerissenheit des Helds – oder der Dummheit der Verbrecher (ich sage nur Averell). Ja, die Daltons stehen Lucky Luke in Bekanntheit und Beliebtheit wohl nur wenig nach.
Wieso das Konzept dann aber als Realfilm bisher stets zum Scheitern verurteilt war, entzieht sich ein wenig dem Verständnis. Die beste dieser Verfilmungen mag noch jene mit Hill in der Hauptrolle sein – kein Wunder, der war mit dieser Art von Western ja auch bereits bestens vertraut. Trotzdem, an die gezeichneten Versionen reichte auch dieser Versuch nicht heran. Es wird so sein wie bei den meisten Trickfilmen: ein großer Teil des Charmes des Ganzen entsteht erst aufgrund der Tatsache, dass es gezeichnet ist. Nie stellt sich die Frage, ob das denn nun realistisch sei, ob sie hier nicht vielleicht doch ein wenig übertrieben haben, ob die Effekte nicht doch etwas zu schlecht gealtert sind, denn die Animation gewährt es Künstlern ebenso wie dem Publikum Welten zu entdecken, die der Wirklichkeit nie standhalten würden…dies aber eben auch nicht müssen.
Und so hoffen wir, dass der arme, einsame Cowboy noch viele Abende in den Sonnenuntergang reitet und uns auf seinem langen Weg nach Hause noch das ein oder andere unterhaltsame Abenteuer beschert.
So das richtig große Glück mit den Realverfilmungen haben ja die meisten frankobelgischen Comics nicht. Ich behaupte einfach mal, die Asterix Realfilme waren auch nicht gut und vor allem deshalb erfolgreich, weil „Asterix“ draufstand. Von den armen Schlümpfen will ich gar nicht schlumpfen. Valerian fand ich sogar recht gut, ist aber dennoch gefloppt. Gibt aber bestimmt irgendeinen Megaerfolg, den ich gerade übersehe…
LikeLike