Egal ob China, Südkorea, Japan oder Thailand, wir hier bei Klappe! sind uns einig: das asiatische Kino hat wirklich so einiges zu bieten und steht dem westlichen um nichts nach. Gerade in den letzten Jahren scheint sich ein regelrechter Boom entwickelt zu haben, wodurch glücklicherweise auch immer mehr Werke aus diesen Ländern ihren Weg in die hiesigen Kinos (oder zumindest DVD-Regale der Händler) finden. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir uns diesem Thema einmal annehmen, und voila, nun ist es so weit. Ein kleiner Disclaimer nur vorweg: Wir haben das russische Kino in diesem Fall außen vor gelassen, da das Gros der dortigen Produktionen auf dem europäischen Teil stattfindet. Indien haben wir hingegen deswegen exkludiert, weil die schiere Masse an dort produzierten Filmen auf jeden Fall eine eigene Ausgabe füllen könnte. Nun aber genug des einleitenden Geschwafels und viel Spaß mit den unserer Meinung nach 8 besten Filme des asiatischen Kinos.
13 Assassins (2010)
Wer sich mit dem asiatischen Kino seit den 1990er-Jahren befasst, kommt kaum um Takashi Miike herum. Der japanische Vielfilmer hat es bisher auf rd. 100 Regiearbeiten gebracht. Bei einer solchen Produktivität ist es natürlich nicht verwunderlich, dass viele seiner Filme nicht gerade Meisterwerke sind und oft genug Ihre Premiere auf dem Direct-to-Video Markt feiern. „13 Assassins“ liegt aber qualitativ deutlich über dem Niveau der allermeisten Miike Filme. 13 tapfere Samurai ziehen aus, um Japan in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem grausamen Despoten zu befreien. Mehr braucht man von der Handlung nicht zu wissen. Der Film ist eine beeindruckende Aneinanderreihung epischer Bilder gewaltiger Schlachten und beeindruckender Zweikämpfe. Höhepunkt ist das letzte Gefecht zwischen den Samurai und den Soldaten des Schurken, bei dem die meisten der Samurai ihr Leben lassen. Ein wirklicher Höhepunkt des japanischen Schwertkämpfer-Genres
A Taxi Driver (2017)
Bei „A Taxi Driver“ dürfte vermutlich kein Auge trocken bleiben. Der Film basiert auf der wahren Geschichte eines deutschen Journalisten, der 1980 mithilfe eines südkoreanischen Taxifahrers versucht, in die von der Außenwelt abgeschottete Stadt Gwangju einzudringen, um darüber aufzuklären, was dort passiert. In Südkorea wurde zu der Zeit nach einem militärischen Putsch das Kriegsrecht ausgerufen und nachdem es in Gwangju zu Aufständen seitens der Studenten kam, wurden diese brutal niedergeschlagen und infolgedessen wurde die gesamte Stadt abgeriegelt. Der Film ist zutiefst emotional aufgeladen und bewegend, schafft es jedoch trotz ernster Thematik leichtfüßig zu bleiben, indem er stets koreanischen Humor und Charme mit einfließen lässt. Mit seinem menschlichen Kern erteilt er eine lehrreiche, hoffnungsvolle, wie auch rührende filmische Lektion fürs Leben und damit hat er sich seinen Pathos und jegliche kreativen Freiheiten gegen Ende absolut verdient.
Hero (2002)
Der chinesische Film „Hero“ von Regisseur Zhang Yimou ist dem Grunde nach ein klassisches Drama, das auch aus der Feder eines William Shakespeare hätte stammen können. Ähnlich wie in dessen großen Werken, wie „Macbeth“, geht es um Könige, Macht und Verrat. Sieben Königreiche kämpfen im Film um die Alleinherrschaft im Land. Der mächtigste dieser Könige lebt in ständiger Furcht vor einem Attentat. Eines Tages erscheint ein namenloser Fremder am Hof und teilt dem Potentaten mit, er habe drei der gefährlichsten Attentäter getötet. Aber der König bleibt misstrauisch … Der Rest der Story wird an dieser Stelle nicht verraten. „Hero“ ist echtes Eye Candy: bunt, mit einer kaum zu beschreibenden Farbenpracht, mit Bildern und Kameraeinstellungen, wie man sie noch nicht gesehen hat. Und die mitreißenden Kampfszenen zählen nach wie vor mit zu den Besten, die das fernöstliche Kino zu bieten hat.
Ip Man (2008)
Auch eine Kampfkunst-Legende wie Bruce Lee hat mal klein angefangen und hat die Grundtechniken des Wing Chun von der Pike auf erlernen müssen, bevor er zum Superstar wurde. In diesem Film ist Lee allerdings nicht mehr als eine Randnotiz, denn es geht vielmehr um dessen Lehrmeister, den Wing Chun-Großmeister Ip Man und dessen Leben im China der 1930er-Jahre. Dass der Plot des Films bestenfalls rudimentär an die echte Vita des Meisters anknüpft, stört nur wenig. Was den Film so reizvoll macht, sind erst einmal die perfekt choreografierten Kampfszenen, die dabei aber immer absolut glaubhaft wirken. Wer meint, im Bereich des Martial-Arts Films alles gesehen zu haben, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Weiter punktet der Film mit seinem Hauptdarsteller, dem charismatischen Donnie Yen. Er spielt die Titelrolle beeindruckend zurückgenommen, bricht aber los wie eine Naturgewalt, wenn es gilt, sich oder andere zu beschützen. Der große Erfolg des Films führte zu drei Fortsetzungen, die das hohe Niveau des ersten Teils weitestgehend halten konnten.
Oldboy (2003)
Auch wenn es bei uns hier bei Klappe! bereits mehrere Male positiv hevorgehoben wurde, ist ganz klar, auf einer Liste mit unseren asiatischen Lieblingsfilmen darf “Oldboy” einfach nicht fehlen. Dass wir dem Film bereits mehrfach ein Loblied gesungen haben, bereitet nur insofern Probleme, als dass ich gar nicht weiß, was ich euch noch alles über dieses Meisterwerk sagen soll, was nicht bereits gesagt wurde. Auf jeden Fall möchte ich euch auf unseren Beitrag in unserer Filmothek zu dem Film hinweisen, in dem Kollege Wermi wunderbar beschrieben hat, was diesen beinharten Thriller mit dem melancholischen Touch so außergewöhnlich und hervorragend macht. Ansonsten bleibt eigentlich nur mehr eines zu sagen: Tut euch selbst einen Gefallen und schaut diesen Film!
Parasite (2019)
Für eine neue Generation von Filmfans dürfte „Parasite“ spätestens durch sein internationales Aufsehen und seinen Erfolg der Türöffner für das koreanische Kino gewesen sein. Nicht umsonst gilt er sogar als einer der besten Filme der letzten Jahre schlechthin. Dabei eignet sich der Film perfekt als Heranführung an das koreanische Filmschaffen, denn er vereint alle filmischen Qualitäten, die das Land so auszeichnen: Eine unberechenbare Erzählweise, kompromissloses Ziehen von Konsequenzen, clever eingeflochtene Sozialkritik und ein gekonntes Spielen mit verschiedenen Genres. Der Film lässt einem zu Beginn damit keine Chance zu erahnen, in welche Richtung sich das Ganze noch entwickelt und fährt dabei einmal die komplette Farbpalette an Emotionen ab.
Prinzessin Mononoke (1997)
In so einer Liste darf dann natürlich auch ein Stellvertreter für das Hause Ghibli nicht fehlen. Das Studio, das uns mit Anime-Genie Hayao Miyazaki Filme wie „Mein Nachbar Totoro“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“ gebracht hat, präsentiert uns hier seinen wohl erwachsensten Film. Durch ein großartiges World-Building entführt uns der Anime in eine fantasievolle Welt, wo die Bewohner der Natur buchstäblich auf Kriegsfuß mit den Menschen stehen, die vor allem eine wachsende Industrie im Sinn haben. Die Besonderheit des Films ist dabei, dass man zwischen den Fronten hin und her gerissen ist, da es kein klares Gut und Böse gibt und jede Seite eine nachvollziehbare Motivation erhält. Damit zeigt er einmal mehr die Sinnlosigkeit des Krieges auf und wie beide Seiten nur verlieren können.
Tiger & Dragon (2000)
Auch zu diesem asiatischen Meisterwerk von Ang Lee findet sich bereits ein Beitrag in unserer Filmothek, den ich euch auch nur wärmsten empfehlen kann, wenn ihr erleben wollt, wie Ainu aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskommt. Ist aber auch kein Wunder, denn “Tiger and Dragon” bildete mit seinen wundervollen Bildern und der aufregenden Mischung aus Fantasy, Kampfkunst und fernöstlichem Charme im neuen Jahrtausend den Startschuss für einen leider viel zu kurzlebigen Boom des Wuxia-Films in den westlichen Kinos. Nicht nur das Wuxia-Genre, auch Ang Lee bekam durch diesen Film einiges an Aufmerksamkeit, vollführte einen Sprung über den großen Teich und lieferte begeisterten Filmfans weltweit auch in den folgende Jahren ein paar wunderbare Filme wie “Brokeback Mountain” und “Life of Pi”. “Tiger & Dragon” wird in meinem Herzen allerdings trotzdem immer einen ganz besonderen Platz einnehmen, bildete er doch auch irgendwie den Startschuss für mein inzwischen bereits Jahrzehnten fortdauerndes Interesse am asiatischen Film im allgemeinen.
Das waren unsere Top Acht und wie immer gibt es natürlich zahlreiche Filme, die unseren Beitrag nur knapp verpasst haben. Checkt also unsere Letterboxd-Liste aus, um herauszufinden, um welche Filme es sich dabei noch alles handelt und diskutiert mit uns gerne in den Kommentaren, wo ihr uns zustimmt und falls euch ein Film in der Aufzählung fehlt, um welchen es sich dabei handelt!
Pingback: Das südkoreanische Kino – Ein persönlicher Liebesbrief und Erfahrungsbericht | Klappe!
Hallo ihr Lieben,
mit dieser Liste habt ihr mich gleich mehrfach überrascht. Zum einen kenne ich nur die Hälfte der aufgelisteten Filme. Das ist erst mal nicht ganz so schockierend, wenn man bedenkt, dass das asiatische Kino bei mir noch ein eher unberührtes Stück Filmlandschaft ist. Dennoch hätte ich erwartet, zumindest einen oder zwei mehr zu kennen.
Bei den vier FIlmen, die ich dann tatsächlich kenne, bin ich mir nicht sicher, ob sie in meiner Top8 auftauchen würden. Da müsste ich echt mal in mich gehen und schauen was ich so kenne.
Erstaunlich finde ich auch, dass der älteste Film der Liste von 1997 ist. Da muss der Sheriff aber ein Auge zugedrückt haben 😉
LG
M
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Ich glaube bei dem Thema hat der Sheriff zu oft gleich zwei Augen zugedrückt und vieles noch gar nicht gesehen 😋
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Echt??? Ich hätte gewettet, dass er die alten Klassiker, zum Beispiel Yojimbo, Die 7 Samurai oder Harakiri, auswendig mitsprechen kann.
Jedenfalls gut zu wissen…
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Nee, nee….Moment mal. Von Kurosawa habe ich doch so einiges gesehen. Zumindest Rashomon, Die Sieben Samurai, Yojimbo, Kagemusha und Ran. Dadurch, dass ein junger Mann aus dem Klappe!-Team hier noch einen gewissen „Sichtungsstau“ beim japanischen Kino hat, ist keiner der echten Klassiker in den L8 gelandet.
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Das hört sich doch schon deutlich glaubwürdiger an 😉
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Falls ich mich aber recht erinnere, war von den genannten Filmen kein einziger auf unserer Shortlist 🧐
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Spannende Liste. 13 Assassins habe ich jetzt gar nicht mehr so in Erinnerung… Bei mir würde die Hälfte der Liste wahrscheinlich aus Kurosawa bestehen 😅🙈
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Der wurde hier sehr stiefmütterlich behandelt, was ist dein liebster Kurosawa?
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Das Schloss im Spinnwebwald… ich muss aber bei Kurosawa auch echt noch ein paar Sachen nachholen. Ich kenne eigentlich nur seine ganzen Samurai Filme…
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Zum Thema Kurosawa siehe obige Antwort 🙂
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IP Man, Hero und Oldboy sind natürlich Top.
Ich vermisse hier allerdings Filme von John Woo wie A Better Tomorrow, Hard Boiled oder Bullet in the Head.
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Hard Boiled war tatsächlich mit im Rennen, nur leider hatte Wermi den noch gar nicht gesehen und bei mir war es einfach zu lange her, als dass ich mich getraut hätte eine verlässliche Wertung abzugeben… aber wenn es nur nach Steffelowski gegangen wär, wär der auf jeden Fall auf der Liste gelandet 😉
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Hard boiled hatte ich tatsächlich angefangen und schnell gemerkt, dass es nicht für eine Wertung reichen wird die hoch genug ist 😅 den muss ich mir nochmal anmachen wenn ich in der richtigen Stimmung dafür bin
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Das höre ich doch gerne und „lang her“ und „gar nicht gesehen“ kann ich gelten lassen 🙂 🙂
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in der Aufzählung der besten japanischen Filme fehlen mir die alten: Japan –> Filme von Kurosawa, Ozu, Mitsoguchi, Koreeda…. China:–> Yimou, Kar-Wai, Woo + To, wenn es Action sein soll… S-Korea: Ki-Duk Pieta), Joon -ho (Swowpearcer), — Chan-Wook wurde ja zu Recht mit Oldboy erwähnt. http://www.filmekommentieren.wordpress.com
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