Schlechte Filme werden mit starken Schurken besser und gute Filme werden mit ihnen noch besser. Oftmals überragt die Strahlkraft des Bösewichts sogar bei weitem das Charisma des Helden. Wer ist schon ein Luke Skywalker, wenn auf der dunklen Seite der Macht ein Darth Vader steht? Und wen interessiert schon eine blasse Clarence Starling, wo doch der Kannibale Hannibal Lecter der wesentlich interessantere und ambivalentere Charakter ist? Vom Bösen geht im Film immer ein ganz besonderer Reiz aus, dem sich kaum ein Kinofan entziehen kann. In den Filmtipps für den Mai habe ich (Schurke vom Dienst im Klappe! Team) versucht, eine möglichst große Vielfalt an Genres abzudecken, in denen das oder die Böse/n in unterschiedlichsten Facetten vorkommen. Welche Filmschurken haben euch schlaflose Nächte bereitet oder vielleicht auch eine mögliche berufliche Karriere aufgezeigt? Lasst es uns in den Kommentaren gerne
(Nur) Steffelowski empfiehlt:
Maniac (1980)
- Regie: William Lustig
- Genre: Horror, Thriller
- Darsteller: Joe Spinell, Caroline Munro
- Zurzeit verfügbar bei: Netflix
Einer der frühen Splatter-Klassiker aus dem Jahr 1980. „Maniac“ setzte mit seinen detailreichen Schockszenen neue Maßstäbe für das Genre und galt zu seiner Zeit als der „härteste Film aller Zeiten“. Dies führte dazu, dass der Streifen kurz nach seinem Erscheinen in Deutschland von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurde, und tatsächlich erst 2019 wieder freigegeben wurde. Und auch heute noch versteht es der Film, beim Zuschauer eine gehörige Gänsehaut zu erzeugen. Dies liegt ganz eindeutig an der intensiven Darstellung Joe Spinells (er hat auch das Drehbuch verfasst), der den schizophrenen Frauenmörder Frank Zito teuflisch gut spielt. Frank überfällt Frauen, tötet und skalpiert sie, um sie danach in seiner Wohnung wie Schaufensterpuppen aufzustellen. Bis der Kille letztlich seinem eigenen Wahnsinn zum Opfer fällt, kommt es zu so mancher Szene, die ganz sicher nichts für Zartbesaitete sind.
American Psycho (2000)
- Regie: Mary Harron
- Genre: Horror, Drama, Komödie
- Darsteller: Christian Bale, Justin Theroux, Jared Leto
- Zurzeit verfügbar bei: Netflix
Investmentbanker Patrick Bateman ist der Prototyp des erfolgreichen Wall-Street-Yuppies in den 1980er-Jahren. Er liebt Luxus, Drogen und wirft mit Geld um sich, damit die New Yorker High Society auf ihn aufmerksam wird. Gleichzeitig ist Narziss Bateman voll von Komplexen und Ängsten, der zur Kompensation seiner mentalen Schwächen zum Serienmörder wird. Er tötet wahllos Menschen, deren Weg er meist vollkommen zufällig kreuzt. Mit der Zeit steigert sich Bateman immer mehr in seine Mordlust und die Anzahl der Opfer nimmt stetig zu. Während er seine – teils äußerst brutalen – Verbrechen begeht, sinniert der Killer über das Leben und die Popmusik der 80er-Jahre. Realität und Wahnvorstellungen sind in diesem Film nicht immer einfach auseinanderzuhalten. Ein Hochgenuss ist auf jeden Fall Christian Bale, dem mit seiner Darstellung des aalglatten und eiskalten Killers der endgültige Durchbruch in Hollywood gelang.
Gladiator (2000)
- Regie: Ridley Scott
- Genre: Historiendrama
- Darsteller: Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen
- Zurzeit verfügbar bei: Netflix
Fünf Oscars, darunter den für den besten Film und besten Hauptdarsteller, sind ja schon ein eindeutiges Indiz dafür, dass wir es hier nicht mit filmischer Konfektionsware zu tun haben. Und tatsächlich bietet „Gladiator“ in vielerlei Hinsicht ganz großes Kino. Opulente Bilder, große Schlachten, tolle Darsteller und ein bisschen Nachhilfe in Geschichte. Was den Film für mich aber zu etwas ganz Besonderem macht, ist Joaquin Phoenix in seiner Rolle als Commodus, der den eigenen Vater, Kaiser Marc Aurel, tötet, um sich selbst zum Römischen Kaiser zu ernennen. Phoenix spielt die Rolle des hinterhältigen und skrupellosen Despoten perfekt und absolut glaubhaft. Wenn es am Ende des Films zum finalen Zweikampf zwischen Commodus und seinem Erzfeind Maximus (Russell Crowe) im Kolosseum von Rom kommt, bleibt dem Zuschauer beinahe die Luft weg. Bis es aber zum Showdown kommt, erlebt man ein spannendes Drama, in dem es um Ehre, Betrug, Rache und einen wiederbelebten Toten geht.
The Texas Chainsaw Massacre (Blutgericht in Texas) (1974)
- Regie: Tobe Hooper
- Genre: Horror
- Darsteller: Gunnar Hansen, Marilyn Burns, Paul A. Partain
- Zurzeit verfügbar bei: Amazon Prime
Auch wenn der „Held“ des Films es nie in die erste Liga der Horror-Ikonen wie Freddy Krueger oder Michael Myers geschafft hat, ist der Kettensägen schwingende „Leatherface“ mindestens genauso furchteinflößend, wie die Kollegen aus den anderen Slasher-Franchises. Hoopers Film hat vermutlich als einer der ersten, eines der gängigsten Muster des Horror-Genres überhaupt benutzt: Eine Gruppe von gutaussehenden (beinahe) Jugendlichen landet nach einer Autopanne in einer abgelegenen Gegend und trifft dort auf einen irren Killer, der einen nach dem anderen von ihnen massakriert. Nach heutigen Sehgewohnheiten ist der einstige Skandalfilm in seiner Gewaltdarstellung sicher eher harmlos. Dennoch sollte man den Genre-Klassiker auf jeden Fall gesehen haben. Auf Netflix läuft derzeit übrigens ein knackig kurzes, dafür aber umso blutigeres Sequel, in dem „Leatherface“ erneut die Kettensäge als Meinungsverstärker anwirft.
M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)
- Regie: Fritz Lang
- Genre: Drama, Psychothriller
- Darsteller: Peter Lorre, Ellen Widmann, Gustaf Gründgens
- Zurzeit verfügbar bei: Prime
Es ist heutzutage nur sehr schwer vorstellbar, dass Deutschland lange Jahre – bis in die frühen 1930er – eine der in der Welt führenden Filmnationen war. Mit „M“ schuf Regisseur Fritz Lang wahrlich ein Meisterwerk, in dem er in Sachen Kameraeinstellungen, Schnitt und Montage echte Pionierarbeit leistete. Die in Teilen auf echte Kriminalfälle basierende Story über den geisteskranken Kindermörder, der sowohl von der Polizei und den Ganoven der Unterwelt Berlins gejagt wird, ist spannend und temporeich erzählt und besticht durch viele schauspielerische Glanzleistungen. Hierbei ragt natürlich Peter Lorre als bemitleidenswerter Kindermörder heraus. In der legendären Szene der improvisierten „Gerichtsverhandlung“, bei der der von den Ganoven gestellte Mörder sich für seine Taten erklären soll, stellt Lorre eindrucksvoll und berührend die Zerrissenheit seiner Figur dar. Auch heute noch ein beeindruckender Psychothriller, dessen inhaltliche Bedeutung sich in viele verschiedene Richtungen interpretieren lässt.
Stirb langsam – Die Hard (1988)
- Regie: John McTiernan
- Genre: Action
- Darsteller: Bruce Willis, Alan Rickman, Bonnie Bedelia
- Zurzeit verfügbar bei: Disney+
Der Ausspruch „Yippie-Yah-Yeah, Schweinebacke“ reicht ganz sicher schon, damit jeder Kinofan weiß, um welchen Film es geht. Mit „Die Hard“ (so der Originaltitel) wurde ein neues Kapitel des Action-Kinos aufgeschlagen. Waren vorher Muskelpakete wie Stallone und Schwarzenegger tonangebend, betrat mit Officer John McClane (Bruce Willis war wirklich mal Schauspieler) ein anderer Heldentyp die Leinwand. Willis gerät zufällig in eine Geiselnahme, bei der vermeintliche Terroristen die Gäste einer Weihnachtsfeier gefangen nehmen. Das darauffolgende Action-Feuerwerk ist zum festen Bestandteil der Filmhistorie geworden, und die Geschichten um den Cop aus New York entwickelten sich zu einem lukrativen Franchise, das es auf satte fünf Fortsetzungen brachte. Ein Highlight im ersten Film ist auf jeden Fall der Anführer der Geiselnehmer, der von Alan Rickman gespielte Hans Gruber. Eiskalt, charmant und überaus intelligent und natürlich ein Deutscher. Elegant und dennoch absolut tödlich. Die beste Mischung für einen Film-Bösewicht.
Paddington 2 (2017)
- Regie: Paul King
- Genre: Komödie
- Darsteller: Hugh Bonneville, Sally Hawkins, Hugh Grant
- Zurzeit verfügbar bei: Disney+
In seinem zweiten Abenteuer muss sich der knuffige Bär aus den Regenwäldern von Peru und einer Vorliebe für Marmeladenbrote, wieder so einigen Problemlagen stellen. Die nicht ganz unfreiwilligen Ausflüge in den harten Berufsalltag von Fensterputzern und Friseuren enden, wie nicht anders zu erwarten, in mittleren Katastrophen, weil der kleine Kerl im Dufflecoat es einfach immer ein wenig zu gut meint. Überdies muss er sich auch noch mit einem ganz fiesen Schurken herumärgern, der sich das für Paddingtons Tante Lucy gedachte Geburtstagsgeschenk unter den Nagel gerissen hat. Mithilfe seiner Adoptiveltern, der Familie Brown, macht sich das putzige Pelztier auf, um den Bösewicht das Handwerk zu legen. Dieser wird von (Ex-) Schwiegermütter Liebling, dem inzwischen gereiften Hugh Grant, absolut großartig gespielt. In seinen verschiedenen Verkleidungen liefert Grant eine der besten Leistungen seiner Karriere ab und parodiert dabei fast nebenher alle großen englischen Charakterschauspieler, aus der Zeit, als es noch welche gab.
American Psycho und M – supergeile Filme.
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