Das ist doch eh immer das Gleiche – Klischees in Sportfilmen

Man kennt sie. Man liebt sie. Man hasst sie. So oder so, Klischees in Filmen sind allgegenwärtig, und ich stelle hier mal die steile Behauptung auf, sogar irgendwie notwendig. Wir mögen uns oft mal über sie lustig machen, uns über sie ärgern, aber fest steht, nicht umsonst gibt es sie. Ein paar dieser immer wiederkehrenden Elemente finden sich natürlich auch in jenem Genre, welches wir uns als Aufhänger für unsere diesmonatige Ausgabe erkoren haben: Sportfilme. In diesem Artikel möchte ich euch nun eine Handvoll dieser Klischees nennen und kurz versuchen zu erklären, warum sie eben nicht nur Fluch, sondern meist auch Segen sind.

Die „3-Akte“-Struktur: Eine Erfolgsgeschichte

Jeder, der sich schon einmal auch nur oberflächliche mit dem Aufbau von Geschichten beschäftigt hat, kennt sie, die berüchtigten 3 Akte. Sie sind so universell in unserer Art des Geschichtenerzählens verankert, dass sie so gut wie überall zu finden sind. Es handelt sich also weniger um ein Klischee des Sportfilms, als viel mehr um eines von Erzählungen an und für sich. Kein Wunder, die Formel hat sich über die Jahrhunderte einfach bewährt, liefert sie doch einen verlässlichen Weg, um eine zufriedenstellende Spannungskurve extrem leicht zu erzeugen. Aber, nicht jeder Film folgt diesem Muster. Es gibt genügend Beispiele, die eindrucksvoll beweisen, dass auch ohne den bekannten Aufbau am Ende ein sehenswertes Stück Filmgeschichte herausschauen kann. Und doch, gerade Sportfilme scheinen dieser Struktur kaum jemals zu entkommen. Kaum verwunderlich, immerhin passen ja auch 99 Prozent der Geschichten, die in diesem Genre erzählt werden, zu hundert Prozent in dieses erprobte Korsett. Am Anfang lernen wir unsere Figuren kennen und bekommen das grundlegende set up serviert. Dann die Probleme und Unwägbarkeiten, die es zu überkommen gilt. Und schließlich das große Finale, der sportliche Wettkampf, aus dem der Held zwar nicht immer sieg- aber stets ruhmreich hervorgeht. So einfach geht’s. Und wenn euch jetzt ad hoc ein Sportfilm einfällt, der nicht diesem Aufbau folgt, dann schreibt ihn doch bitte in die Kommentare – es würde mich nämlich wirklich sehr interessieren.

Die Heldenreise eines Underdogs

Auch dieses Klischee findet sich bei weitem nicht nur in Sportfilmen, scheint dort aber quasi unumgänglich zu sein. Kein Wunder, denn auch dieser Kniff ergibt sich irgendwie aus dem Einmaleins des Geschichtenerzählens. Wir Menschen sind einfach darauf programmiert, für den Underdog zu stimmen. Auch wenn wir in der Gesellschaft die Außenseiter gerne mit Argwohn betrachten, gibt es kaum etwas inspirierenderes und befriedigenderes als die Mär vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde. Hindernisse müssen gemeistert werden, ganz nach dem Motto, je tiefer der vorhergehende Fall, desto höher der finale Aufstieg. Man stelle sich nur einmal vor, „Rocky“ würde die Geschichte erzählen, wie der Schwergewichts-Champion ohne Probleme am Ende den Underdog vermöbelt und aus. Keine Unwägbarkeiten, keine Überraschungen, kein Spannungsbogen – niemand hätte sich auch nur eine Sekunde lang für so einen Film interessiert. Womit wir wieder bei den 3 Akten wären, denn es braucht diesen zweiten Akt, dieses drohende Scheitern, um uns Zuschauer an der Stange zu halten. Würde sich der Champion zum Beispiel verletzten und müsste sich wieder nach oben kämpfen, sähe die Sache schon wieder ganz anders aus, weil er dann wieder der Underdog wäre, der sich zurück an die Spitze kämpfen müsste.

Das große sportliche Finale

Was dem Actionfilm der finale „Bossfight“, ist dem Sportfilm die finale Sportveranstaltung. Sei es nun Football, Tennis, Boxen oder Rennsport – am Ende bekommt der Zuschauer immer zu sehen, wie der Underdog (oder eben die Underdogs bei Teamsportarten) triumphiert. Die ganze erzählerische Vorarbeit, alles findet in diesen letzten Minuten seine Erfüllung, den befriedigenden Höhepunkt, nach dem es den Zuschauer ebenso sehr verlangt wie die Figuren im Film. Gut inszeniert, kann dann auch der größte Sportmuffel gar nicht anders als mitzufiebern, selbst wenn ihn die gezeigte Sportart im echten Leben nicht die Bohne interessiert.

Die obligatorische aufbauende Rede

Hier nun aber endlich mal ein Klischee, das vor allem den Sportfilm betrifft. Entweder im zweiten Akt, meist aber sogar erst während des Finales, aber eigentlich auch egal wann, früher oder später ist es an der Zeit für die große Ansprache des Films. Ob sie nun vom Mentor, Trainer oder Vertrauten kommt, ist dabei ziemlich wurscht, Hauptsache sie hat Wumms, enthält einige Lebensweisheiten und gibt unseren Helden den letzten Schubs an Motivation, um das Ding am Ende doch zu reißen. Falsch eingesetzt, kann sie schnell mal zur Plattitüde verkommen, aber richtig vorgetragen, stellt sie die Kirsche auf der Sahnetorte dar. Wenn zum Beispiel Denzel Washington in „Gegen jede Regel“ seine gestrengen väterlichen Worte an den bunt zusammengewürfelten Haufen richtet, dann bekommt man für einen kurzen Augenblich Gänsehaut in einem ansonsten eher soliden Film.

So, und das war es auch schon wieder von meiner Seite aus. Wie euch sicher aufgefallen ist, haben die meisten hier genannten Klischees eher die Struktur betroffen (dies stach mir bei der Sichtung der Filme zu diesem Thema einfach besonders deutlich ins Auge), ich bin mir aber sicher, dass es auch noch viele kleinere Klischees gibt, die ich hier nicht genannt habe. Hiermit also der Aufruf: Sollte euch noch die ein oder andere Klischee-Perle einfallen, schreibt sie doch gerne in die Kommentare, damit wir uns gemeinsam daran erfreuen (oder uns darüber ärgern) können.

3 Gedanken zu “Das ist doch eh immer das Gleiche – Klischees in Sportfilmen

  1. Pingback: Die 8 besten Sportfilme | Klappe!

  2. In jedem Teamfilm: der hochtalentierte Egozentriker, der lernen muss ein Templayer zu sein.

    Und natürlich der besoffen/zynische alte Trainer, der durch die Ausbildung des Teams/seines Schützlings die Freude am Sport und am Leben wiederentdeckt.

    Gefällt 1 Person

    • Ja, die Sache mit dem Trainer wäre mir auch noch eingefallen. Meist mussten die Ihre Karriere wegen Alkohol und/oder eines tragischen Sportunglücks beenden 🙂

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