6 Sportdokus, die du gesehen haben solltest

Dokumentationen gehen bei Filmbesprechungen gerne ein wenig unter. Daher dachte ich mir, ich widme ihnen gleich mal einen ganzen Beitrag, schließlich bietet das Thema Sport die besten Voraussetzungen für unterhaltsame Dokus. So kommt es auch, dass die meiner Meinung nach besten Dokus der letzten Jahre von einzigartigen Sportlern handeln. Sicherlich sollte man vorab ein gewisses Grundinteresse für Sport, Wettkampf, Erfolgsgeschichten und menschliches Können mitbringen. Ist diese Voraussetzung jedoch erfüllt, verspreche ich, dass man selbst von den Dokumentationen begeistern lassen kann, die Sportarten thematisieren mit denen man zunächst nichts anfangen kann.

Denn auch wenn es sich hierbei nicht um die großen Hollywoodproduktionen mit hohen Budgets über fiktive Geschichten handelt, so sind diese Dokumentationen das beste Beispiel dafür, dass sie nicht weniger mitreißend, unterhaltsam und spannend sein müssen. Im Gegenteil, sie führen uns nämlich vor Augen, welche unglaublichen Erlebnisse in der Realität stattfinden und dass die echte Welt gelegentlich eben immer noch die besten Geschichten schreibt. Damit stehen die folgenden Dokus einem Spielfilm in nichts nach und zwischen den populärsten Sportarten und den ungewöhnlichsten Extremsportarten ist für euch alles dabei!

Senna (2010)

Ayrton Senna gilt in der Formel 1 als einer der besten Fahrer aller Zeiten und wird immer wieder als schnellster Fahrer gehandelt, der je existiert hat. Die Doku zeigt ein sehr umfassendes Porträt über den charismatischen Sportler aus Brasilien und fängt den Fahrer sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Rennstrecke ein. Die entscheidenden Rennen werden fesselnd in Szene gesetzt und man behält permanent einen guten Überblick über den Verlauf seiner Karriere, weshalb man auch als Unwissender immer mitfiebern kann. Im Fokus steht dabei besonders seine große Rivalität mit Alain Prost, mit dem er sich über Jahre hinweg verbissene Duelle lieferte, bis er schließlich bei einem Rennunfall ums Leben kam.

Diego Maradona (2019)

Zurzeit verfügbar bei: 3sat-Mediathek (bis zum 28.02.22)

Von den Machern der Senna-Doku, ist diese Dokumentation über eine der größten Fußballlegenden aller Zeiten ebenso packend aufbereitet. Erzählerisch unterscheidet sich der Ansatz jedoch ein wenig, so ist diese Doku weniger eine allumfassende Abhandlung Maradonas Karriere und fokussiert stattdessen einen Lebensabschnitt besonders, der prägend für die tragische Figur ist, die er irgendwann geworden ist. Es handelt sich dabei um seine Zeit in Neapel, in der er zunächst als Gott verehrt wurde (und das ist keine Übertreibung), aber wo er auch innerhalb kürzester Zeit ganz tief fallen gelassen wurde. Auch ich hatte durch sein fragwürdiges, öffentliches Auftreten kein gutes Bild von ihm, aber die Doku schafft es, dass man Mitgefühl für eine gebrochene Person empfindet und gleichzeitig nicht außen vor zu lassen, dass er auch nur ein einfacher Mensch ist der genug Fehler gemacht hat. Hier wird die Doku zutiefst persönlich und menschlich und es ist ihr wirklich hoch anzurechnen, wie sie die Gratwanderung vollbringt, diese ambivalente Figur darzustellen.

Muhammad Ali (2021)

Zurzeit verfügbar bei: Arte-Mediathek (bis zum 11.03.22)

Von einer ambivalenten Persönlichkeit zur nächsten. Ich hatte mit dem Boxsport nie wirklich was am Hut und während mein Vater mir immer wieder in den Ohren lag, wie geil Muhammad Alis Kämpfe damals doch waren und er ihn für den größten Sportler aller Zeiten hält, konnte ich für lange Zeit nur mit den Augen rollen. Damit ist jetzt tatsächlich Schluss, denn vor nicht all zu langer Zeit sind wir beide zufällig vor dieser neuen vierteiligen Dokumentation bei Arte hängen geblieben, die insgesamt 480 Minuten geht. Innerhalb von zwei aufeinander folgenden Abenden haben wir sie gleich durchgeguckt, weil wir uns gar nicht mehr davon lösen konnten. Die Dokumentation erzählt sehr ausführlich und detailliert seine Karriere, bleibt dabei aber durchgehend spannend. Ihre größte Stärke ist es, seine ganze Geschichte in den umfassenden Kontext seiner Zeit einzubauen. Dadurch hat man das Gefühl, einen guten Blick auf das Gesamtbild zu erhalten. Und sowohl innerhalb, als auch außerhalb des Boxrings jagt ein spannendes Ereignis das andere. Sein beeindruckendes sportliches Talent wird dabei ebenso herausgestellt wie seine polarisierende Persönlichkeit. Die bedeutendsten Kämpfe, die selbst mich als Laien umgehauen haben, wechseln sich mit dem natürlich auch starken politischen Kontext ab. Schließlich war Ali während der Zeit der Bürgerrechtsbewegung ein enger Freund von Malcolm X und ein bekennendes Mitglied der extremistischen Sekte der „Nation of Islam“ und Ali ließ sich zu keiner Zeit den Mund verbieten, was ihn natürlich vor einige Probleme stellte und für Gegenwind sorgte. Immerhin ist das auch der Grund, wieso er seinerzeit so polarisierend aufgenommen wurde und teilweise auch verhasst war. Bemerkenswert ist es hierbei, wie die Doku einen selbst über sein Verhalten urteilen lässt und auch sehr kritische Blickwinkel thematisiert, in denen er sich auch problematisch verhält. Am Schluss hat man wirklich das Gefühl, alle Aspekte über eine der populärsten Persönlichkeiten der 70er- und 80er-Jahre aufgesogen zu haben, der prägend für seine Zeit war. Und alleine die Geschichten um seine bedeutendsten Boxkämpfe herum hätten eigentlich alleine schon genug Material, um jeweils einzeln einen eigenen Film zu füllen. An dieser Stelle für diejenigen die es interessiert der Hinweis, dass es beispielsweise in der ARD-Mediathek bis zum 15.04.22 die schon etwas ältere Dokumentation „When we were Kings – Einst waren wir Könige“ zur Verfügung gibt, die von seinem Kampf gegen George Foreman handelt – dem ‚Rumble in the jungle‘.

The Last Dance (2020)

Zurzeit verfügbar bei: Netflix

Auch ich hatte in meinem Leben eine Phase, in der ich die NBA begeistert verfolgt habe. Doch war es mir aufgrund meines jungen Alters verwehrt geblieben, den größten Basketballspieler aller Zeiten in Aktion zu erleben. Genau dafür kam diese 10-teilige Dokumentation, die 491 Minuten geht, gerade richtig. Sie erzählt die Geschichte des legendären Chicago Bulls Championship Teams, das von Michael Jordan angeführt wurde und natürlich wird auf ihn der größte Fokus gelegt. Er und das Team prägten nicht nur den Sport, sondern auch die Popkultur der 90er-Jahre massiv. Auch hier bekommen wir alles umfassend chronologisch nacherzählt und die Doku lässt die Begeisterung für den Sport und den Sportler wieder auferleben. Hierauf konzentriert sie sich aber am meisten, daher wird verglichen zur Muhammad Ali Doku Jordans Persönlichkeit etwas weniger hinterfragt, wie man das vielleicht könnte. Dafür bekommen wir aber auch alle anderen wichtigen Akteure dieser Erfolgsstory skizziert, was immer wieder etwas Abwechslung hineinbringt.

Free Solo (2018)

Zurzeit verfügbar bei: Disney+

Nervenzerfetzender kann eine Dokumentation vermutlich wohl kaum sein. Das liegt nämlich an der ersten Extremsportart in unserer Liste, dem ‚Free Solo‘. Dabei handelt es sich um das alleinige Klettern ohne jegliche Hilfs- oder Sicherungsmittel (also ohne Seile oder sonst etwas). Je nach Höhe der Wand, auf der man klettert, bestimmen also Klettertechnik, Körperspannung und Körperkraft allein über Leben und Tod und manchmal kann dann schon der kleinste Fehler dem Kletterer das Leben kosten. Und in diesem Film sehen wir Extremkletterer Alex Honnold, der die waghalsige Idee hat, die 1000 Meter hohe Felswand „El Capitan“ Free Solo zu besteigen, was als absolut unmöglich gilt. Mehrmaliges Luftanhalten ist in dieser Doku vorprogrammiert, schließlich hängt Honnold teilweise hunderte Meter über dem Boden an aalglatten, senkrechten Granitwänden, wo sein gesamtes Körpergewicht an einzelnen Finger hängt, die bloß millimeterweise Halt haben. Was sich hier abspielt glaub man erst, wenn man es gesehen hat (und selbst danach halte ich es immer noch für unmöglich). Ein weiterer ausgesprochen interessanter Aspekt, den die Doku zudem beleuchtet, ist, wie Honnold neben solchen extremen Aktivitäten eine Beziehung führt und welche Auswirkungen es auf sie hat, dass bei jedem Klettergang sein Leben am seidenen Faden (bzw. sogar buchstäblich an überhaupt keinem Faden) hängt.

The Rescue (2021)

Zurzeit verfügbar bei: Disney+

Hier geht es mal nicht um den Wettkampf, sondern tatsächlich um das Retten von Menschenleben. Jedoch wollte ich diese Dokumentation mit aufnehmen, da sie Menschen beleuchtet, die einen besonders ungewöhnlichen Sport betreiben und plötzlich mit ihrem Können auf der anderen Seite der Welt gefragt sind, wo sie zu Helden werden. Es geht vordergründig um zwei so genannte Cave Diver (also Höhlentaucher) aus Großbritannien, die nach Thailand gerufen werden, um bei einer Notsituation zu helfen. Dort wurde eine Fußballmannschaft, bestehend aus zwölf Mitgliedern, nach heftigen Regenfällen in einer überfluteten Höhle eingeschlossen. Dieses Ereignis erlangte eine weltweit hohe mediale Aufmerksamkeit, auch hierzulande. „The Rescue“ ist eine Dokumentation über menschlichen Zusammenhalt und wie Menschen selbst solch eine Krise überwinden können, wenn sie es denn wollen. Die Tauchaktionen an sich sind atemberaubend und die Dokumentation gibt einem einen besseren Einblick darin, wie halsbrecherisch diese Rettungsaktion überhaupt war.

4 Gedanken zu “6 Sportdokus, die du gesehen haben solltest

    • Stimmt den habe ich auch gesehen, als der rauskam
      Vorallem wenn man sich mit den bedeutendsten deutschen Sportprofis auseinandersetzen möchte, sollte man sich den oben auf die Liste schreiben

      Gefällt 1 Person

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