3 großartige Serienadaptionen von großartigen Filmen

Wie sich doch die Zeiten ändern. Während früher gefühlt jeder Filmschaffende, der etwas von sich gehalten hat, die Serienwelt belächelte, hat dieses Unterhaltungsmedium besonders während der 2000er einen enormen Schub bekommen. Serien können plötzlich aufwendig produziert sein, die Massen erreichen und auch die großen Namen in Hollywood haben immer Mal wieder bei Serien ihre Finger im Spiel. Seriendarsteller sind keine Schauspieler auf dem Abstellgleis mehr, Serien sind nun eine Plattform um sie zu Stars zu machen oder um bereits etablierte Schauspieler eine Spielwiese zu bieten, auf der sie ihre darstellerischen Fähigkeiten vertiefen können.

Serien sind also bereits seit einigen Jahren im Mainstream angekommen. Das zeigt sich auch daran, das große Franchises wie Marvel, Star Wars oder bald Herr der Ringe sich vermehrt an Serienablegern versuchen. Das wäre vorher undenkbar gewesen, stellten Serien im Vergleich zum Film doch augenscheinlich einen Qualitätsverlust dar. Doch mit Serien wie „Die Sopranos“, „Breaking Bad“ und jüngst natürlich „Game of Thrones“ stellten sich die Stärken dieses Mediums heraus, das zu neuem Glanz fand. Dadurch, dass sich Erzählstruktur und Tempo zum Film stark unterscheiden, hat man hier mehr Zeit, eine Geschichte zu entwickeln und auszubauen, Figuren mehr Raum zur Entfaltung zu geben und sie damit stärker zu unterfüttern und schließlich war die Nachfrage für Serien so groß, dass man mit größeren Budgets auch audiovisuell mittlerweile mit Filmen mithalten kann. Szenen wie bspw. „The Battle of the Bastards“ in „Game of Thrones“ findet man selbst in Filmen nur ganz ganz selten in derartiger Imposanz.

Filmschaffende begannen zu erkennen, dass man Serien als Upgrade und nicht mehr als Downgrade sehen kann. So kommt es, dass man darin auch eine Chance sah, Filmstoffe in Serienform zu verpacken, wiederzubeleben und zu erweitern. Dazu werde ich euch abschließend drei Serien exemplarisch einmal vorstellen, die den Stoff von großartigen Filmen auf mindestens ebenso großartige Weise wiederverwertet haben und in welcher Form sie dies angegangen sind.

Hannibal (2013-2015, 39 Episoden in 3 Staffeln)

Als diese Serie erschien, habe ich sie interessanterweise verfolgt, ohne je einen Hannibal-Film und damit Anthony Hopkins in der Rolle des Hannibal Lecters gesehen zu haben. Mittlerweile hat sich das natürlich geändert, aber daraus folgt nun Mal, dass ich bei Hannibal Lecter immer erst das Gesicht von Mads Mikkelsen vor Augen habe. Und ohne Hopkins Darstellung gekannt zu haben, hat mich Mikkelsens Darstellung komplett weggeflasht und dem prominenten Dänen einen großen Platz in meinem Fanherzen gesichert. Doch nun zum Inhalt, wie befasst sich die Serie denn mit der Thematik?

Sie rückt den FBI-Agenten Will Graham und Hannibal Lecter und ihre Beziehung zueinander in den Mittelpunkt. Dabei nehmen wir die meiste Zeit die Perspektive von Will ein, der eine starke empathische Fähigkeit besitzt, die es ihm ermöglicht, sich an Tatorten in die gesuchten Mörder hineinzuversetzen. Gleichzeitig ist er aus diesem Grund aber auch psychisch labil, weshalb er psychiatrische Hilfe von Hannibal Lecter bekommt, von dessen mörderischen und kannibalischen Taten bisher noch niemand etwas ahnt. Als sich ihre Beziehung immer weiter intensiviert, gerät Will immer stärker in eine Abwärtsspirale seiner eigenen Psyche und entwickelt sich für uns zu einem unzuverlässigen Erzähler, der Hannibals Manipulation immer mehr anheimfällt.

Bis zum Schluss der dritten Staffel bleibt der Fokus auch auf den beiden, sie bilden stets den Kern der Handlung und das macht das großartige Finale auch nochmal ganz deutlich. Meiner Meinung nach fliegt die Serie noch viel zu sehr unter dem Radar, birgt sie doch eins der stärksten Staffelfinals, das ich so kenne.

The Mandalorian (seit 2019, bisher 16 Episoden in 2 Staffeln)

Star Wars befindet sich in einer Sinnkrise. Nachdem die neue Trilogie um Episode 7-9 bei Fans gemischte Reaktionen hervorrief und das Filmuniversum ein wenig zu stagnieren schien, kam „The Mandalorian“ für viele Fans wie gerufen. Endlich mal wieder etwas Neues und Eigenständiges, losgelöst von bereits bekannten Handlungssträngen und Figuren.

„The Mandalorian“ macht genau das, was man sich von so einem riesigen und fantastischen Filmuniversum wünscht: Es erweitert die Star Wars-Welt um neue Welten, Figuren und Geschichten, lässt es so unendlich groß erscheinen wie es auch sein sollte und das interessanterweise indem man zeigt, was sich im Kleinen abspielt. Bei der Serie bekommt man schließlich ein besseres Gefühl dafür, wie es sein muss in diesem Universum zu leben.

Das Serienkonzept bietet hier Star Wars die Möglichkeit, jeder Folge eine andere Handschrift aufzudrücken (in der ersten Staffel noch stärker als in der zweiten), wodurch sich die Serie immer wieder aufs Neue erfrischend anfühlt und schließlich nahm man sich der Formel an, hier Episode für Episode ein in sich abgeschlossenes, kleines Abenteuer präsentieren zu können, das sich von den anderen wiederum unterscheidet. Das ist so auch nur als Serie möglich.

Westworld (seit 2016, bisher 28 Episoden in 3 Staffeln)

Hier muss ich vorab gestehen, irgendwo Mitte der zweiten Staffel ausgestiegen zu sein. Daher werde ich mich allein auf Staffel 1 beziehen, die für mich aber absolut perfekt ist und zum besten gehört, das die Serienwelt zu bieten hat.

Es ist erst einige Monate her, da habe ich den „Westworld“-Film von 1973 dank dem lieben Steffelowski erst zum ersten Mal gesehen. Und bei der Sichtung ist mir schließlich aufgefallen, dass der Film eigentlich die perfekte Grundlage für eine Serie bietet. Viele unglaublich interessante Ideen und Themen deutet der Film nur an, die ideal sind um weiter auserzählt zu werden. Es steht jedoch fest, dass er seiner Zeit weit voraus war, doch mit den heutigen Mitteln dürfte es dann kaum verwundern, zu welchem Serienstoff er in der Lage ist.

Die Serie hat deutlich mehr Zeit, dem futuristischen Freizeitpark des Wilden Westens mehr Raum zu gewähren. Zudem werden die „Hosts“ (also die künstlichen Intelligenzen, die den Park bevölkern) stärker in den Fokus gerückt und stellen gar zum Großteil die Hauptfiguren. Dadurch ist hier mehr denn je der Mensch der Böse. Außerdem wurde die Erzählstruktur der Serie mit einigen großartigen dramaturgischen Kniffen versehen, die im Film so vermutlich nicht möglich gewesen wären, ohne zu sehr zu verwirren.

Es ist ein Musterbeispiel dafür, wie eine Serie ihre Stärken ausspielen kann: Figuren stärker unterfüttern, eine Welt weiter ausbauen und detaillierter ausschmücken, der Handlung genügend Zeit zur Entfaltung geben und dabei audiovisuell ein absoluter Genuss zu sein, ohne Abstriche machen zu müssen.


Wie sieht es bei euch aus, welche Serienadaptionen kennt ihr noch, die beweisen, das Filme und Serien mittlerweile gleichwertig sind? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen und diskutiert mit mir.

5 Gedanken zu “3 großartige Serienadaptionen von großartigen Filmen

    • Das ging mir bei Westworld ganz genauso. Die erste Staffel habe ich hart abgefeiert. Das war von der Story und von der Umsetzung her ein wirklich ganz ganz großer Wurf. Westworld war für mich so etwas wie das neue „Game of Thrones“, welches damals sich leider in die falsche Richtung zu entwickeln begann. Leider ging das bei Westworld schon ab Staffel 2 los. Da wollte man zu viel auf einmal. Die Serie wurde immer verworrener und hat versucht so etwas wie ein metaphysische Ebene mit einzubauen. Das hab mich dann leider war nicht mehr abgeholt, zumal ich der Handlung nicht mehr folgen konnte. Ich bin dann aber der Hälfte der Staffel ausgestiegen. Was man so liest, soll die Serie sich auch weiterhin nicht gut entwickelt haben. Aber dazu kann ich nichts sagen…..

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