Science-Fiction im Realitätscheck

Steffelowski: 

2001 – Odyssee im Weltraum 

Zu diesem Film  gibt es vermutlich nichts mehr zu sagen bzw. zu schreiben, was nicht bereits an anderer Stelle zu finden ist. Kubricks wortkarges Meisterwerk wird von vielen Fans und Kritikern als dessen bester Film und als einer der einflussreichsten Beiträge zum  Science-Fiction-Genre überhaupt angesehen. Zugegeben, ich war nie ein großer Freund von „2001 – …“. Ich habe den Film als ziemlich zäh und langatmig empfunden und auch die unzähligen Interpretationsversuche der Handlung haben mich nie sonderlich interessiert. Aber das soll hier auch nicht unser Thema sein. Vielmehr geht es mir darum, einmal abzugleichen, inwieweit die im Film eingesetzte Technik bzw. technischen  Geräte – das Thema Raumfahrt einmal ausgeklammert – in unser heutiges Leben Einzug gehalten hat und haben. Sei es im Beruf oder im alltäglichen Leben, z. B. in unser aller Freizeit:

  • Tablets: In einer Szene des Films benutzen die Charaktere ein Gerät, dass dem heute weltweit verbreiteten Tablet, am einfachsten wohl als Mittelding zwischen zu groß geratenem Smartphone und Mini-Laptop  zu beschreiben, verblüffend ähnlich ist. Die Maße der Geräte kommen dem Format der heutzutage gängigen Modelle, egal ob der Hersteller jetzt Apple, Samsung, Huawei, oder…heißt, ziemlich nahe. Im Film beschränkt sich die Funktion der Geräte allerdings darauf (sicher bin ich mir da allerdings nicht, da ich bei den Details des Films nur sehr bedingt sattelfest bin) als eine Art Mini-TV zu fungieren. Da sind wir seit Einführung der Geräte in das reale Leben schon ein paar Schritte weiter. In vielen Funktionalitäten schon mit Laptop/PC  auf Augenhöhe und aufgepeppt durch unzählige Apps, ist das Tablet zu unserem täglichen Begleiter geworden, der uns das Leben an vielen Stellen erleichtert und die Wiedergabe von TV-Sendungen eine seiner leichtesten Aufgaben ist.
  • Die im Film eingesetzte Sprachsteuerung war zum Zeitpunkt seiner Entstehung ganz sicher noch reine Zukunftsmusik. Ob Kubrick hier wirklich als Visionär gewirkt oder ob bereits in den literarischen Vorlagen die Spracherkennung und somit eine Art der Kommunikation mit Maschinen beschrieben wird, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind heutzutage Tools wie Siri oder Alexa in vielen Haushalten im Einsatz. Und auch, wenn diese Technologie im Detail noch nicht ganz ausgereift ist, wird ihre Verwendung an verschiedensten Stellen in unserer Gesellschaft sicher noch um einiges zunehmen
  • Der Bordcomputer an Bord des Raumschiffes Discovery, HAL 9000, ist mit einer künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet. Dem Grunde nach eine intelligente Maschine, die keine Fehler macht, alles weiß, alles kann. HAL steuert das Schiff, überwacht dessen interne Funktionen, kommuniziert mit der Besatzung und spielt sogar ziemlich gut Schach. Inzwischen ist so manches, was 1968 noch als eine weit entfernte Fiktion erschien, Realität geworden und findet sich im Alltagsleben der ganzen Welt wieder. Ob Übersetzungsprogramme wie z. B. Google Translate, Navigation im Auto oder in Flugzeugen, behagliches und sicheres Wohnen durch sogn. Smart Home Systeme. KI gibt es inzwischen in allen Bereichen des täglichen Lebens. Und auch, wenn in vielen Bereichen noch ganz am Anfang und sicherlich an vielen Stellen noch zu verbessern, wird sich eine weitere Verbreitung der künstlichen Intelligenz nicht aufhalten lassen. Ob  und wann sich diese Entwicklung, wie im Film, eines Tages gegen ihren Schöpfer, den Menschen, richten wird, ist derzeit noch unklar. Experten halten dies aber für ganz und gar nicht ausgeschlossen. Seien wir also gespannt und auf der Hut.

Ainu:

WALL-E

Während mein Kollege Steffelowski sich damit auseinandergesetzt hat, inwieweit die Technologien aus “2001” im Jahr 2021 tatsächlich in unserem Alltag anzutreffen sind, möchte ich mich hier eher damit beschäftigen, wie realistisch manche der Szenarien in dem vermeintlich putzigen Kinderfilm WALL-E eigentlich wirklich sind – die haben es nämlich ganz schön in sich…

  • Ein vermüllter, karger und verlassener Planet: 
    Bereits das Ausgangsszenario scheint eigentlich besser in einen dystopischen Endzeit-Thriller zu passen, als in einen Animationsfilm von Pixar. Die Menschheit hat die Erde so weit gegen die Wand gefahren, dass es quasi keinerlei Vegetation mehr gibt, so gut wie jedes Tier ausgestorben ist und sich neben riesigen Wolkenkratzern ebenso hohe Müllberge türmen. Klar, dass wir hier das einzig “vernünftige” gemacht haben: uns aus dem Staub. Und tja, ich will hier ja nicht anfangen schwarz zu malen, aber sooo unrealistisch ist das hier Gezeigte leider nicht. Sowohl unsere schiere Masse, als auch die von ihr produzierten Mengen Müll stellen ein massives Problem dar, welches nach einer Lösung verlangt – und zwar nach einer, die besser früher als später gefunden und dann auch angegangen wird. Den Kopf weiter einfach in den Sand stecken, wird da kaum etwas bringen. Sogar die Idee, nach einem anderen bewohnbaren Planeten zu suchen beziehungsweise eine Art Raumschiff-Arche zu bauen, wird tatsächlich von manchen angedacht, auch wenn die allermeisten Wissenschaftler nach wie vor dafür plädieren, dass wir lieber unseren schönen Planeten retten sollten, anstatt uns über eine mögliche Flucht Gedanken zu machen. 
  • Ein im wahrsten Sinne des Wortes verweichlichte Gesellschaft: 
    Ebenso wie die Erde, haben auch die Menschen in diesem Szenario bereits bessere Tage erlebt. Dank vieler kleiner Helferlein, die einem quasi alles abnehmen – sogar das Gehen – haben sich die Muskeln zurückgebildet und auch eine gewissen Molligkeit ist zu bemerken. Jeder, der in seinem Leben bereits einmal einen Liegegips tragen musste, oder überhaupt einen Gips wird wissen: Jap, das ist ziemlich realistisch. Nicht nur, dass es eigentlich klar ist, dass man fett wird, wenn man sich nicht mehr bewegt, auch, dass die Muskeln dabei vollkommen verkümmern, ist nichts Neues. Nicht aus Jux und Tollerei gibt es genügend Menschen, die nach einer Verletzung intensives Aufbautraining benötigen, um die entsprechende Extremität wieder voll belasten zu können. Es ist also weniger verwunderlich, dass die Menschen in einer der Szenen mal von ihren Stühlen rutschen und dann herumkugeln wie, naja, Kugeln eben, als dass der Kapitän des Schiffes es tatsächlich schafft, aus eben diesem Stuhl aufzustehen. 
  • Künstliche Intelligenz wo man hinschaut: 
    Zum Abschluss kommen wir zu jenem Part des Films, bei dem man eigentlich kaum noch von Zukunftsmusik spielt, weil vieles davon bereits heutzutage auf der Welt zu finden ist. Autopiloten, die eigentlich bereits autark fahren und fliegen könnten, dies aber aufgrund rechtlicher und emotionaler Beweggründe noch nicht tun, Roboter, die einfache Arbeiten ausführen und natürlich Sprachausgaben, die uns mit Informationen füttern. All das findet sich auch in WALL-E. Der titelgebende Held WALL-E selbst ist eine miniatur Müllpresse, von der ich mir sehr gut vorstellen könnte, dass sie heute bereits gebaut werden könnte – wenn man auch wahrscheinlich die Augen und die Fähigkeit zur Weiterentwicklung weglassen würde. Ganz allgemein, sehen die Roboter in WALL-E alle ein wenig zu knuffig aus, eine Designentscheidung, die wohl im Versuch begründet ist, diesen Dingen den Anschein einer Seele zu verleihen, etwas, das im echten Leben eher vermieden wird, weshalb das neueste Roomba-Modelle einen auch nach wie vor nicht lieb anblinzelt während er den Dreck des letzten Tages einsaugt.   

Wermi:

Der Marsianer

Der Film hält sich zwar noch etwas mehr zurück als seine Buchvorlage, was den Realismus und das wissenschaftliche Abgenerde angeht, dennoch wird hier zutiefst glaubwürdig das Szenario geschildert, in dem ein Mensch auf dem Mars strandet und um sein Überleben kämpft. Doch wie plausibel ist das Gezeigte wirklich und könnte es in der Realität auch funktionieren?

  • Reise zum Mars:
    Bemannte Marsexpeditionen sind ein heißes Thema in der Raumfahrt. Immer wieder wird über die Planungen einer solchen Mission gesprochen, bspw. ist eine solche Mission für die USA ein erklärtes Fernziel. Schätzungen zu folge könnte es Ende der 2030er schon so weit sein, also könnten Menschen auf dem Mars schon bald Realität werden. Und wer weiß, vielleicht werden auch schon demnächst die ersten Tickets für solch eine Reise angeboten.
  • Staubstürme auf dem Mars:
    Sie bilden die Ausgangssituation des Films: Durch extreme Staubstürme wird die Astronautencrew zurück zum Raumschiff gejagt, bloß Mark Watney bleibt nach einem Unfall vermeintlich tot zurück. Allerdings werden diese Stürme überhaupt nicht akkurat abgebildet und stark überdramatisiert: Obwohl es auf dem Mars tatsächlich Staubstürme gibt, ist dort der atmosphärische Druck so gering, dass die Gefahr, die vom Wind ausgeht, äußerst unerheblich ausfällt. Also hätte das Szenario, wie es im Film dargestellt wird, so gar nicht erst entstehen können.
  • Kartoffeln auf dem Mars:
    Am akkuratesten ist der Film beim Ackerbau, den Mark Watney zum Überleben betreibt. Botanisch kann sich der Film wenig ankreiden lassen, tatsächlich ist es so durchaus realistisch, auf dem Mars Kartoffeln anzubauen und es ist vorstellbar, den Marsboden fruchtbar zu machen. Jedoch wäre es denkbarer, dass die zuständige Raumfahrtorganisation vorab zunächst unbemannte Sonden vorschicken würden, um bereits alles für den effektiven Ackerbau vorzubereiten.
    Wen hierbei genauere Vorgehensweisen interessieren, der kann sich folgenden Artikel durchlesen
  • Raumschiff-Manöver:
    Nur alle 26 Monate stehen Erde und Mars in einer günstigen Konstellation zueinander. So viel Zeit bleibt Mark Watney aber mit seinen Ressourcen nicht, also muss ein ganz spezielles Manöver her: Sein Mutterschiff, welches sich bereits auf dem Weg zurück zur Erde befindet, soll um die Erde gelenkt und zurück auf Marskurs geschickt werden. In Erdnähe soll es zunächst von einer unbemannten chinesischen Kapsel angedockt und mit ausreichend Ressourcen versorgt werden. Ein ähnliches Manöver führt das Mutterschiff um den Mars herum samt dem aufgelesenen Mark Watney wieder zurück zur Erde.
    Rechnerisch lässt sich der angeführte Transfer zwischen den beiden Planeten von Raumfahrtexperten scheinbar nachvollziehen. Auch das Rendezvous-Manöver mit der chinesischen Kapsel dürfte so funktionieren. Geht es aber um das nervenaufreibende und dramaturgische Finale, so wird klar, dass sich hier einige Freiheiten genommen wurden und dafür bedarf es auch nicht einmal einem Doktortitel.

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