Das Film-Dreieck (1)

Ein neuer Monat, eine neue Ausgabe und eine neues Format: was will man mehr. Beim Film-Dreieck schlagen wir uns, passend zum Thema des Monats, gegenseitig im Wechsel drei Filme vor, von denen dann einer durch ein anderes Klappe!-Teammitglied zu schauen und anschließend hier zu bewerten ist. Da liegen dann Segen und Fluch eng beieinander, Lobeshymnen und übelste Verrisse wechseln sich miteinander ab. Auf jeden Fall ist es immer spannend zu erfahren, welche Meinung eine andere Person zu einem Film hat. Viel Spaß beim Lesen. Kommentare sind – wie immer – ausdrücklich erwünscht. 

Idiocracy

Einleitung (Wermi): 

Idiocracy ist eigentlich eine willkommene Abwechslung im SciFi-Genre und ist gewissermaßen eine Antithese zu den sonst abgebildeten Zukunftsvisionen. Hier hat sich die Menschheit 500 Jahre in der Zukunft nicht fortschrittlich weiter-, sondern sogar zurückentwickelt. So bekommt man eine Dystopie präsentiert, in der eine geistig unterentwickelte Gesellschaft vor ihrem Ende steht. Das Ganze ist als Comedy aufgezogen, bei der der Humor gut funktioniert und man auch erschreckende Brücken zu unserer heutigen Realität schlagen kann.

Erfahrungsbericht (Ainu):

Huiuiui…eigentlich hatte ich mich nach der Einleitung von Wermi schon richtig auf diesen Film gefreut. Nicht nur, dass er tatsächlich auch schon länger auf meiner Watchlist stand, für gute Komödien habe ich sowieso immer was übrig. Leider musste ich dann bei der Sichtung allerdings feststellen, dass ich kein einziges Mal wirklich lachen musste – ein, zwei Mal vielleicht schmunzeln, aber lachen, nada.

Das ist wirklich schade, denn die Prämisse würde eigentlich einiges an Potenzial bieten. Gerade die ersten Minuten, in denen das Szenario erst einmal vorbereitet wird, hatten mich deswegen auch am Haken. Dazu kam noch, dass die Voice-over-Stimme jene von “Per Anhalter durch die Galaxis” ist (ein Film, den ich sehr gut finde und immer wieder gerne schaue). Beste Voraussetzungen also.

Doch dann befinden wir uns in der Zukunft und den Machern scheint nichts anderes eingefallen zu sein, als das absolut Vorhersehbarste. Klar, die Furzwitze sollen eigentlich ein bissiger Kommentar auf die Gesellschaft sein – am Ende ist und bleibt es aber halt ein Furzwitz. Man wird das Gefühl einfach nicht los, dass hier so viel mehr drinnen gewesen wäre. Und spätestens wenn das monster Dildo-Auto gegen das mickrige Dildo-Auto antritt, wünscht man sich, man hätte sich doch für die hundertste Sichtung von “Die nackte Kanone 2 ½” entschieden – da gibt es auch jede Menge Gesellschaftskritik, aber eben auch jede Menge Lacher. 

 

Midnight Special

Einleitung (Ainu): 

Zugegeben, zunächst fiel es mir schwer, mir einen geeigneten Kandidaten für meinen werten Kollegen Steffelowski einfallen zu lassen. Was schlägt man schon jemandem vor, der das Genre wie seine eigene Westentasche kennt; bei dem man nicht einmal auf die alten, obskuren Schinken zurückgreifen kann – weil er selbst da alles bereits gesehen zu haben scheint. Nein, mir war schnell klar, hier würde ich tief in meinem DVD-Regal wühlen müssen, um einen passenden Film zu finden. Schließlich entschied ich mich für einen kleinen Underdog des Genres, der es zunächst hervorragend versteht sich zu tarnen, dann aber ganz schön an Fahrt aufnimmt und dank seiner großartigen Schauspieler sofort zu fesseln weiß.  

Erfahrungsbericht (Steffelowski):                    

Von den drei Filmen, die mir von der lieben Ainu für unsere neue Rubrik vorgeschlagen wurden, fiel meine Wahl nach einer kurzen Sichtung auf „Midnight Special“. Auch wenn ich von dem Film vorher noch nie etwas gehört hatte, hat mich schon allein die Besetzung grundsätzlich interessiert. Ein Film mit Michael Shannon, Joel Edgerton und Kirsten Dunst konnte per se nicht so schlecht sein. Aber Vorsicht, ein guter Cast macht noch lange keinen guten Film. Eine Erfahrung, die ich in den letzten Monaten leider häufiger machen musste. Also war ich sehr gespannt, ob der Film meine Erwartungen erfüllen würde

Zunächst dachte ich, dass ich den falschen Film vor den Augen hatte. Von Sci-Fi nicht die geringste Spur. Keine Aliens, keine Weltraumschlachten. Nicht einmal eine Zeitreise war Gegenstand der Story. Ganz im Gegenteil, die Handlung spielt im Hier und Jetzt und hat anfangs so gar nichts von einer Zukunftsvision. Dennoch hat mich „Midnight Special“ ab der ersten Minute in seinen Bann gezogen. Es geht um eine (vermeintliche) Kindesentführung, eine christliche Sekte und die Ermittlungen des FBI gegen die religiösen Fanatiker. Der Film kommt eher als spannend inszenierter Thriller daher, denn als Science-Fiction Film. Erst allmählich wird für den Zuschauer klar, dass der als entführt angenommene Junge viel mehr ist als ein normales Kind und dass er auf dem Weg ist, eine wichtige Mission zu erfüllen. Spätestens jetzt sind wir in einem Film, der gekonnt die Elemente eines Roadmovies mit einer der guten „Akte X“-Folgen und „E.T. – Der Außerirdische“ vermengt und das Ganze noch mit einer Prise „Arrival“ würzt. 

Die Story ist in einem flotten, aber nicht gehetztem Tempo erzählt. Immer wieder nimmt der Film sich die Zeit für ruhigere Momente, in denen es gelingt, den Personen mehr Tiefe und Charakter zu verleihen. Besonders Michael Shannon hat mir hier gefallen, den ich bisher nur aus eher „handfesten“ Rollen kannte. Insgesamt macht der Cast seine Sache gut. Alle Charaktere wirken realistisch, ihre Handlungen sind nachvollziehbar und passen logisch zum Verlauf der Handlung. Kein buntes und übertriebenes CGI-Gewitter, sondern eher ein Actiondrama mit Sci-Fi Elementen, die jedoch dezent eingesetzt wurden, dadurch aber umso mehr ihre Wirkung entfalten können. Ob der Film ein Geheimtipp ist, weiß ich nicht. Ich bin auf jeden Fall sehr froh über diese filmische Entdeckung. Danke, liebe Ainu.  

 

Star Trek II: Der Zorn des Khan

Einleitung (Steffelowski): 

Die Filme der klassischen Star Trek – Reihe (also, bevor J. J. Abrams 2009 eine Wiederbelebung des Franchise anstieß) sind von recht unterschiedlicher Güte. Als Faustregel unter Fans gilt „Die geraden Folgen gut, die ungeraden Folgen schlecht“. Da mag einiges dran sein; ich teile die Ansicht nur bedingt. Unbestritten ist aber, dass der zweite Teil aus dem Jahre 1982 einer der absoluten Höhepunkte der gesamten Reihe ist. Mit einem direkten Bezug zur Classic-TV-Serie (Khan tauchte 1967 in der Folge „Der schlafende Tiger“ das erste Mal auf) und einem Finale, dass nicht nur Trekkies die Kehle zuschnürt. Also, genau der richtige Einstieg in die Reihe für einen jungen Mann, der beschämt zugeben musste, noch keinen Film aus der klassischen Reihe gesehen zu haben. Wermi, wie war es, hattest du Spaß mit dem Film? 

Erfahrungsbericht (Wermi):

Zugegeben, meine Connection zu Star Trek ging vorher nicht über die J. J. Abrams Verfilmungen hinaus. Ohne viel Vorwissen ging es also gleich an den zweiten Teil der alten Star Trek-Filme und die Skepsis war groß: Wie soll ich in einem so riesigen Universum als Neuling durchsteigen? Dazu hatte ich große Befürchtungen, dass die ganze Ausstattung und die Spezialeffekte echt nicht gut gealtert sind und mich cheesy Kostüme und trashige Bilder von fremden Planeten erwarten würden.

Doch glücklicherweise sollte es ganz anders kommen.

Der Film belehrte mich eines Besseren, denn statt der Optik einer alten TV-Produktion, erwarteten mich teilweise große, cinematische Bilder, die die Epik des Star Trek-Universums andeuten. Sinnbildlich hierfür ist die Szene, in der die Enterprise das erste Mal von der Raumstation ablegt und die eindeutig für die große Leinwand geschaffen wurde. https://www.youtube.com/watch?v=kr1BuCrQl8U

Ab diesem Moment war ich voll drin und freute mich völlig auf das bevorstehende Weltraumabenteuer. Neben den Bildern darf hier auch zum ersten Mal die hervorragende Filmmusik zum Tragen kommen, die zum Besten gehört, was ich seit Längerem gehört habe. Mein Highlight war die musikalische Untermalung vom Anfang, wo Khan das erste Mal die Enterprise in einen Hinterhalt lockt und der bedrohliche Score ertönt. https://www.youtube.com/watch?v=3_vGZFyZzMA

Bevor es weiter mit der Lobeshymne geht, gibt es aber noch einige Kritikpunkte, die ich nur kurz anführen möchte: In einigen Momenten dringt dann doch durch, dass der Film nur über begrenzte Mittel verfügt, wie bspw. anfangs auf dem Wüstenplaneten, oder später bei Raumschiffschlachten im All. Auch war es anfangs schwierig, sich als Neuling in dem Universum zurecht zu finden und man wird gleich extrem überfordert mit viel World-Building und zahlreichen Figuren.

Doch ist genau das zugleich die Seele des Films und des Star Trek-Universums, in die ich im Laufe des Films immer weiter versunken bin. Man merkt, dass die Figuren bereits eine lange gemeinsame Zeit verbindet, auch wenn dies hier an vielen Stellen bloß angedeutet wird, aber diese Vertrautheit überträgt sich mit der Zeit auch auf den Zuschauer. So musste ich sogar auch eine Träne verdrücken während einer emotionalen Szene gegen Ende.

Abschließend kann ich also sagen, dass der Film für so jemanden wie mich wahrscheinlich der beste Einstieg in das Star Trek-Universum ist und ich kann mit Gewissheit sagen, dass das nicht mein letzter Abstecher dort war. Es ist nicht unbedingt die Weltraumaction, die den Film so interessant machen, sondern vielmehr die ganzen Figuren und ihre Beziehungen zueinander und die großartig geschriebenen Dialoge, die sie untereinander haben.

 

8 Gedanken zu “Das Film-Dreieck (1)

    • Tatsächlich arbeite ich mich gerade durch die alte Originalserie, die ich letztens in Folge meiner Star Trek 2 Sichtung begonnen habe, und sie bereitet mir schon Freude. Die wollte ich erst durchgucken, bevor ich mich dann an die Filme wende, die ich dann auch schön einen nach dem anderen sehen möchte und dann ist es auch hoffentlich irgendwann an der Zeit für deine Empfehlung.
      Durchaus habe ich genug Lust bekommen, alles chronologisch nach Erscheinungsdatum nachzuholen 🙂

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      • Okay, Komplettismus ist natürlich auch eine Option! Dann aber nicht die Zeichentrickserie auslassen! Die ist… bizarr. (und Du kannst sie natürlich gerne auslassen, ich glaube die ist nichtmal mehr „Kanon“, aber reinschauen würd ich auf jeden Fall!). Ist, meine ich, vom selben Studio wie später He-Man und Co. Sprich Zeichen“trick“ ist da nicht viel.

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      • Der IV. ist großartig, ja. Absolut ein Kind seiner Zeit aber auf die sympatisch möglichste Weise! Definitv die bessere von Nimoys zwei Regiearbeiten. Aber wahrscheinlich nicht der Film, den ich Einsteigern empfehlen würde.

        Der V. tja. So sieht wohl ungezügeltes Shatner-Ego aus… 😉

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