- Originaltitel: Kingu Kongu tai Gojira
- Regie: Ishiro Honda
- Schauspieler: Tadao Takashima, Kenji Sahara, Yu Fujiki
- Genre: Monsterfilm, Science-Fiction
- Land: Japan, USA
Kaum sind die Kinos wieder geöffnet, da bricht schon das erste echte Großereignis über die noch etwas verunsicherten Zuschauer herein. In „Godzilla vs. Kong“ kommt es endlich zum Aufeinandertreffen der beiden Starmonster, auf das über mehrere Jahre und einige Filme von schwankender Qualität, hingearbeitet wurde. Ich habe diesen „Zweikampf der Giganten“ noch nicht gesehen und möchte mich daher auch nicht in die eine oder andere Richtung äußern. Ich frage mich nur, ob „Godzilla vs. Kong“ besser sein kann als die Trashperle aus den legendären japanischen Toho-Studios, die ich einfach einmal als „Das Original“ bezeichne. Ring frei für den ersten und einzig wahren Kamp zwischen strahlender Urzeitechse und schlaftrunkenem Menschenaffen.
Auf einer fernen Südseeinsel wird ein riesiges Affenwesen entdeckt, das von den dort lebenden Eingeborenen nur mittels narkotisierender Früchte im Zaum gehalten werden kann. Natürlich wird der Primat „Kong“ sofort als der ideale Werbebotschafter erkannt, der in Japan für (Ja, wofür eigentlich? Darüber sagt im Film niemand etwas) Reklame machen soll. Ein paar ausgefuchste Werbespezialisten aus Tokio machen sich also in Bermuda-Shorts und mit Panama Hut auf dem Kopf auf den Weg, um dem Affen ein Angebot zu machen, das er nicht ablehnen kann, respektive ihn mittels der bereits erwähnten Schlummerkirschen zu betäuben und einfach zu entführen. Welche Option dann tatsächlich im Film umgesetzt wird, brauche ich wohl nicht zu erläutern.
Zur gleichen Zeit treibt ein Eisberg auf die japanische Küste zu, in dessen Inneren der gute alte Godzilla seinen Kälteschlaf schläft, aus dem er durch den Zusammenstoß mit einem Atom-U-Boot geweckt wird. Und wie nicht anders zu erwarten, ist die freundliche Echse aus der Nachbarschaft darüber alles andere als erfreut. Also, zur Stresskompensation schnell ans japanische Festland, um entspannt ein paar Häuser zu zertrampeln. Mal so ganz angstfrei aus sich herausgehen. Diese Form der Entspannung kommt bei den Hausbewohnern und natürlich den Leuten vom Militär (in Japan passenderweise ab einem gewissen Rang immer mit weißen Handschuhen) weniger gut an. Eine perfekte Chance für die Streitkräfte, wieder Mal die eigene Nutzlosigkeit unter Beweis zu stellen. Die Geschosse aus Panzern und Raketenwerfern bewirken bei Godzilla nicht mehr als ein angenehmes Prickeln auf der Haut.
Auftritt Kong, der inzwischen ebenfalls im Land der aufgehenden Sonne angekommen ist. Wie der Riesenaffe das geschafft hat und warum er seine Karriere als Werbeikone an den Nagel gehängt hat, ist nicht weiter der Rede wert. Was zählt, ist das Hier, das Jetzt und der „Appetite for Destruction (frei nach Guns n`Roses). Wie gut, dass sich da schnell ein vermeintliches Opfer in Form eines strahlenverseuchten Salamanders im Hochhausformat auftut. Und los geht das große Affentheater. Der Kamp beginnt. Zwei Männer in Monsterkostümen wanken mit ungelenken Bewegungen aufeinander zu, wobei man – und da muß man sich als Zuschauer nicht einmal besondere Mühe geben – den Reißverschluss auf der Rückseite des Affenkostüms mehr als ein Mal, ganz deutlich sieht. Der Preis für das schlechteste King Kong Outfit aller Zeiten ist dem Film auf jeden Fall sicher.
Dennoch, der Kampf ist an Dramatik kaum zu überbieten. Mit Fäusten, Füssen und Felsbrocken gehen die beiden Kontrahenten aufeinander los. Hier schenkt keiner dem Anderen etwas. Mal scheint es, als wäre die Echse durch ihren atomaren Hitzestrahl, den sie aus dem Mund speien kann im Vorteil, ein anderes Mal gewinnt Kong die Oberhand, weil er besser im Infight ist. Das Ganze Spektakel erinnert an die unvergessenen Kämpfe von Muhamed Ali gegen George Forman oder Joe Frazier. Man möchte nicht hinsehen, aber das Geschehen auf der Leinwand fasziniert die Sinne dann wiederum so sehr, dass man den Blick nicht abwenden kann. Hier kann nur eine höhere Gewalt für eine Entscheidung sorgen. Und tatsächlich, ganz unvermittelt bricht genau an der Stelle, an der sich die beiden Urgewalten ihren Kampf auf Leben und Tod liefern, ein – Zufälle gibt’s … – starkes Erdbeben aus. Die Kontrahenten stürzen ineinander verkeilt, ins Meer und versinken in den aufgewühlten Fluten. Nach einen kurzen Moment des Schreckens taucht Kong jedoch wieder auf und schwimmt davon. Vermutlich zurück auf seine Insel, auf der er sich dann bis 1967 ausruhen, kann, bis er in „King Kong – Frankensteins Sohn“ seinen nächsten Auftritt hat. Dann allerdings in einem etwas besseren Kostüm. Godzilla wird keine so lange Pause gegönnt, denn er muss schon zwei Jahre später in „Godzilla und die Urweltraupen“ wieder vor der Kamera stehen und hat daher vermutlich eine unterseeische Abkürzung genommen.
Moment, da fehlt doch noch eine Menge. Wo sind der unzerreißbare Pfaden, der vierfache Riesenkrake, Kong am Ballon oder die Frau in der Hand des Monsters? Hm, zugegeben, kam alles irgendwie im Film vor, brachte ihn aber so gar nicht voran und war für die Handlung vollkommen zweitrangig und wird daher hier nicht weiter gewürdigt. Dennoch hatte ich wieder einmal sehr viel Spaß mit dem Film. Billig produziert, mäßig geschauspielert und Tricktechnik, die diesen Namen nicht verdient. Kann man also besser auf einen Film neugierig machen?
Nachtrag: Gestern doch noch schnell „Godzilla vs. Kong“ nachgeholt. Fazit: Kein Reißverschluss am Affen zu erkennen