- Regie: Taika Waititi
- Schauspieler: Roman Griffin Davis, Taika Waititi, Scarlett Johansson, Sam Rockwell
- Genre: Drama, Comedy, Satire
- Land: USA
Wie heißt es so treffend „Man trifft sich mindestens zweimal im Leben“. In der allerersten Klappe! Ausgabe vom Januar 2020 habe ich schon einmal etwas über „Jojo Rabbit geschrieben, mein erster Beitrag für das Magazin überhaupt. In meinem Debüt Artikel ging es darum, inwieweit der Disney-Konzern auf den fertigen Film Einfluss nehmen würde, zumal dieser kurz zuvor das ursprünglich produzierende Studio (Fox) aufgekauft hatte und die Befürchtung bestand, dass der „Mäuse-Konzern“ den kritischen Film nachträglich „weichspülen“ würde. um sein Image als Familien-Filmstudio nicht zu gefährden. Ein abschließendes Urteil konnte ich noch nicht fällen, da der Film zu diesem Zeitpunkt noch nicht in den deutschen Kinos angelaufen war.
Erst im Februar des Jahres bekam ich dann die Chance „Jojo Rabbit“ tatsächlich im Kino zu sehen. Einer der wenigen Filme, die ich im vergangenen Jahr auf der großen Leinwand genießen konnte. Filme, die die Zeit des Nationalsozialismus, incl. dem 2. Weltkrieg, thematisieren, haben es grundsätzlich schwer, da sie natürlich zwangsläufig die Schrecken und den Terror der Zeit wiedergeben müssen, am besten noch dramaturgisch überhöht. Für irgendwelche Zwischentöne ist da meist wenig Platz. Das hierbei dann die Deutschen schlecht abschneiden, liegt auf der Hand, ist aber natürlich auch absolut berechtigt.
Die Romanverfilmung des Buches „Caging Skies“ geht aber tatsächlich einmal einen anderen Weg. Ob der Ausdruck „Feel-Good-Movie“ hier angebracht ist, wage ich zu bezweifeln, trifft es aber für mich am ehesten, auch wenn es durchaus dramatische, ja tragische Momente gibt. Aber alle Charaktere des Films haben ihre sympathischen Züge, insbesondere natürlich die Titelfigur, Johannes „Jojo“ Betzler (sensationell gespielt von Roman Griffin Davis) und seine Mutter Rosie (die für ihre Rolle Oscar-nominierte Alleskönnerin Scarlett Johansson) schließt man als Zuschauer sofort ins Herz. Und selbst die „echten“ Nazis, wie z. B. Hauptmann Kienzendorf (in typischer Manier Sam Rockwell), sind in ihrer Spleenigkeit und ihrer übertriebenen Führertreue so überzeichnet dargestellt, dass man sie mögen muss. Einzig der Mann von der Gestapo (Stephen Merchant) ist so, wie die Männer von der Gestapo nun mal so waren. Ein ganz besonderes Highlight ist aber natürlich der Führer Adolf Hitler selbst, gespielt von Regisseur Taika Waititi. Auch wenn der (Hitlers eigene Einschätzung) „Größte Feldherr aller Zeiten“ nur als imaginärer Freund Jojos, den natürlich auch nur der Junge sehen kann, seine Lebensweisheiten, Ratschläge und Statements zur Lage der Nation zum Besten gibt, bleibt kein Auge trocken. Nie wurde der Führer besser in einem Film der Lächerlichkeit preisgegeben
Neben vielen komischen Szenen bietet „Jojo Rabbit“ aber auch einige wirklich zu Herzen gehende Momente. Die gemeinsamen Szenen, zwischen Jojo und seiner Mutter sind liebevoll und zurückhaltend inszeniert und vermitteln so ein wunderbares Gefühl der Nähe zwischen den beiden. Auch das Zusammenspiel von Jojo und dem von seiner Mutter im Haus versteckten jüdischen Mädchen Elsa ist äußerst berührend und schwankt zwischen ängstlicher Annäherung, zarten Ansätzen der Verliebtheit und purer kindlicher Neugier. Zum Höhepunkt an Emotionen kommt es in einer Szene, in der ein Paar Schuhe so vieles erklären, was eigentlich unerklärlich ist.
„Jojo Rabbit“ hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Ein Film zu einem schweren Thema, der aber geschickt die Waage hält zwischen Leichtigkeit, skurrilem Humor, emotionaler Tiefe und David Bowie
Ach ja, von dem angenommenen filmischen Maulkorb auf dem Hause Disney konnte ich übrigens im Film nichts bemerken. „Jojo Rabbit“ ist frech, witzig und herzerwärmend. Und ein klein wenig sicher auch ein Familienfilm, der ganz sicher auch im Hause Disney für Freude gesorgt hat
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