Die Odyssee von „No Time To Die“

Zum wiederholten Male wurde der finale Bondfilm mit Daniel Craig in der Hauptrolle verschoben und wieder einmal gibt es einen Tiefschlag für den Film. Dass es davon zuvor bereits einige mehr gab, darum soll es hier und heute gehen und abschließend gebe ich noch einen kleinen Ausblick darauf, wie es aktuell um die Kinolandschaft steht, die sich in einer prekären Lage befindet, und welche Rolle dabei „No Time To Die“ spielt.

„No Time To Die“ mit Produktionsschwierigkeiten

Dass eine Filmproduktion nicht immer rund verläuft, ist denke ich nichts Neues. Wenn aber wirklich auf allen Ebenen etwas nicht stimmt, dann ist das meist schon kein gutes Zeichen. Aber fangen wir lieber von vorne an und machen wir das doch am besten beim Hauptdarsteller, der normalerweise einen Film tragen soll.

Als nach dem letzten Bondfilm „Spectre“ Daniel Craigs Vertrag auslief, weigerte er sich, diesen zu verlängern und äußerte offen in einem Interview, dass er „sich eher die Pulsadern aufschneiden würde“, als ein weiteres Mal in die Rolle des 007-Agenten zu schlüpfen.

Ziemlich harte Worte, allerdings konnten ihn offenbar 50 Millionen Pfund Verdienst nochmal umstimmen. Witzig ist hier auch die Parallele zu Sean Connery, der damals in „Diamantenfieber“ ähnlich viel Lust hatte ein letztes Mal in die Rolle zurückzukehren und schließlich durch viel Geld umgestimmt werden konnte, welches ihn zur damaligen Zeit zum bestbezahlten Schauspieler machte.

Für die Realisierung des Films wurde anschließend Regisseur Danny Boyle verpflichtet, der seinen Stammautor John Hodge das Drehbuch schreiben ließ. Als das Studio das Drehbuch aber nicht verwenden wollte (Gerüchten zufolge wollten Boyle und Hodge James Bond sterben lassen), entschied sich Danny Boyle aus dem Film auszusteigen. Der Film musste zum ersten Mal verschoben werden und man fand in Regisseur Cary Joji Fukanaga einen Ersatz.

Anschließend verpflichtete man Neal Purvis und Robert Wade, um das Drehbuch zu überarbeiten. Ihre Arbeit gelang schließlich in die Hände von Phoebe Waller-Bridge und Scott Z. Burns, die das Skript fertigstellen sollten. Das alles kostete weiter Zeit und zwang das Studio zu einer erneuten Verschiebung. Als hätte es nicht schon schon genug Wechsel im Stab gegeben, sprang dann auch noch kurzfristig Komponist Dan Romer wegen kreativer Differenzen ab und es kam zur Verpflichtung von Hans Zimmer und Johnny Marr.

Als das dann alles geklärt war, konnte es endlich mit den Dreharbeiten losgehen. Aber auch die kamen nicht ohne Probleme aus. Daniel Craig verletzte sich nach einiger Zeit am Knöchel und musste sich daraufhin einer kleinen Operation unterziehen, die ihn zwei Wochen außer Gefecht setzte. Damit nicht genug, kam es bei einer kontrollierten Explosion zu einem Unfall, der das Set beschädigte und ein Crewmitglied verletzte. Was allmählich fast schon wie ein Fluch wirkte, sollte aber erstmal die letzte schlechte Nachricht bleiben.

Veröffentlichung des Films

Als der Film fertig war und im Februar diesen Jahres endlich erscheinen sollte, kam plötzlich etwas Neues dazwischen: die Corona-Pandemie. Notgedrungen musste der Film schon wieder verschoben werden, hoffnungsvoll einigte man sich auf diesen November. Aber nachdem die Pandemie kein bisschen zur Seite weicht, die Fallzahlen aktuell sogar immer weiter in die Höhe steigen und ein „Tenet“ von Christopher Nolan am Box Office auch hinter den Erwartungen zurückblieb, war es den Studios einfach zu heikel und es hagelte eine Filmverschiebung nach der nächsten, inklusive unseres üblichen Verdächtigen.

Damit ist das aktuelle Startdatum für „Keine Zeit zu sterben“ beim 2. April 2021 angelangt, knapp anderthalb Jahre nach dem ursprünglich angedachten Datum. Und für uns heißt es nun noch mindestens fünf weitere Monate zu warten. Dabei machen sich auch schon die ersten Gerüchte breit, wonach Streaming-Dienste ein Wettbieten um den Film gestartet haben, um ihn (anstatt dass er im Kino anläuft) exklusiv auf die eigene Streaming-Plattform zu bringen. Die Rede war dabei von einer Summe von ca. 600 Mio. $.

Glücklicherweise scheint es aber so, als würde dieser Deal nicht zustande kommen. So etwas wäre bloß ein weiterer Sargnagel für die Kinos, die sich auf jeden einzelnen Blockbuster stützen werden müssen, den sie noch bekommen. Mal abgesehen davon, dass die Filmausbeute für den Rest des Jahres 2020 bereits eh schon ein Armutszeugnis für die Kinos ist, wird irgendwann spätestens im nächsten Jahr der Punkt kommen, an dem es wirklich ernst für das Kino als Kulturstätte wird und wo es für einige nicht mehr weitergehen wird. Da hilft auch nicht gerade die Entwicklung des Filmmarkts dahingehend, Filmstarts auf exklusive Streamingplattformen zu verlegen. Immer mehr Filme versuchen unter den aktuellen Umständen auf die Kinoverwertung zu verzichten und sich dann lieber in den Heimkinomarkt zu retten, um möglichst kein Verlustgeschäft zu werden. Das ist das gefundene Fressen für Netflix, Amazon und co und diejenigen, die am Ende mit leeren Händen darstehen, sind dann leider die Lichtspielhäuser. Disney liefert hier bereits die besten Beispiele, wo nach „Mulan“ nun auch der neuste Pixarfilm „Soul“ das Kino komplett übergeht und im Dezember direkt auf Disney+ erscheinen wird, sogar ganz ohne Zusatzgebühren und alles was man benötigt ist ein gültiges Abo.

Es handelt sich hierbei definitiv um einen besorgniserregenden Trend, der durch die Pandemie um ein Vielfaches angekurbelt wurde und nun mit „Keine Zeit zu sterben“ ein weiterer großer Titel in dieser Entwicklung eine wesentliche Rolle spielt. Ich für meinen Teil hoffe den Film in einem Kino sehen zu dürfen und bin gespannt, wie sich das Ganze noch entwickeln wird.

Um mich noch ein wenig optimistischer aus dem Beitrag zu verabschieden, würde ich noch gerne als Letztes einige Dinge am Film herausstellen, die mich positiv stimmen, trotz der ganzen Negativvorzeichen, die er während seiner langen Produktionshistorie angesammelt hat.

Ein vielversprechendes Filmteam

Klar ist für mich, dass an „Keine Zeit zu sterben“ ein Haufen vielversprechender Filmschaffende beteiligt ist, der sich folgendermaßen zusammenstellt:

Der Cast ist wie zu erwarten toll. Daniel Craig bleibt einfach ein guter Schauspieler, egal ob einem seine Darstellung des James Bond zusagt oder nicht. Ralph Fiennes, Ben Whishaw und Naomie Harris bieten den üblichen Bond-Figuren interessante neue Facetten und haben noch Potential. Viel Luft nach oben hat auch Léa Seydoux, wozu die Schauspielerin selbst definitiv in der Lage ist. Interessant wird auch, welche Dynamik sich entwickelt, wenn wie im Trailer angedeutet Lashana Lynch eventuell James Bonds Posten übernehmen soll. Ana de Armas ist außerdem eine hervorragende Bereicherung als Bondgirl und was Rami Malek wohl so als Bond-Bösewicht herausholt, wird ebenfalls interessant zu beobachten sein.

Hinter der Kamera haben wir Regisseur Fukunaga, der mit der ersten Staffel „True Detective“ etwas für die Ewigkeit in der Fernsehgeschichte geschaffen hat. Es bleibt zudem abzuwarten, welchen Einfluss eine begabte Phoebe Waller-Bridge noch auf das Drehbuch nehmen konnte, die mit ihrer Serie „Fleabag“ durch die Decke ging und mich sehr von ihren Fähigkeiten überzeugen konnte.

Bei Hans Zimmer ist es sowieso spannend, wie jemand von seinem Kaliber mit einer der ikonischsten Reihen in Sachen Filmmusik umgeht. Und schließlich sind sehr fähige und oscarprämierte Leute an der Kamera und im Schnitt. Kameramann Linus Sandgren arbeitete eng mit Regisseur Damien Chazelle („Whiplash“, „La La Land“) zusammen, ebenfalls wie Cutter Tom Cross. Mal sehen wie gut sie mit Action zurecht kommen.

Ohne Zweifel ist hier genug Talent am Werk, um das Ruder herumzureißen, daher erwarte ich weiterhin vorsichtig optimistisch den Film.

2 Gedanken zu “Die Odyssee von „No Time To Die“

  1. Pingback: Wermis großer Jahresrückblick – Part 1: Klappe! – Wermi's Worte Filmblog

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