Die 8 besten Filme „vom anderen Ufer“

Filme, die sich in irgendeiner Form mit dem Thema Homosexualität befassen, gibt es viel mehr als man auf den ersten Blick meint. Diese Erfahrungen hat auch unser Team bei der Zusammenstellung der Filme dieses Monats machen müssen. Allerdings ist nicht jeder Streifen dazu geeignet, dass man hier näher auf ihn eingeht, da schwule Menschen darin oftmals nur ganz am Rande vorkommen oder die Darstellung bewusst homophobe Klischees bedient. Wir haben daher für diesen Monat Filme ausgewählt, bei denen Homosexualität vielleicht nicht immer das zentrale Thema, aber dennoch ein wichtiger Teil der Handlung bzw. der dargestellten Personen ist. Lasst euch gern von unseren Vorstellungen inspirieren…

 

Bohemian Rhapsody (2018)

Divenhaft, exaltiert und doch sensibel und sehr verletzlich. Genialer Musiker und Performer. Katzenlieber und Frontmann einer der größten Rockbands aller Zeiten. Der Film über das Leben und die Karriere Freddie Mercurys und der Band Queen streift die wichtigsten Stationen der Gruppe von der Gründung 1970 bis zum großen Comeback-Auftritt beim Live Aid Konzert im Londoner Wembley Stadion 1985.  Natürlich liegt der Fokus der Handlung auf Mercury und seinem turbulenten Leben. Auch wenn Hardcorefans dem Film in einigen Stellen mangelnde historische Genauigkeit vorwerfen und andere Stimmen bemängeln, dass die ausschweifenden und orgiastischen Exzesse Freddies in der Schwulenszene nur am Rande thematisiert werden, haben wir es hier mit einer großartigen und wirklich berührenden Filmbiografie zu tun. Nicht umsonst wurde Freddie-Darsteller Rami Malek mit dem Oscar ausgezeichnet. Mercury wäre stolz auf diesen Freddie gewesen.

 

Brokeback Mountain (2005) 

Wenn zwei Menschen viel Zeit gemeinsam an einem abgeschiedenen Ort verbringen, dann kommen sie sich zwangsläufig näher – das müssen auch Ennis Del Mar und Jack Twist feststellen, als sie eines Sommers gemeinsam für das Hüten der Schafe am Brokeback Mountain eingeteilt werden. Wie nahe sie sich allerdings kommen sollten und welch innige Liebe daraus resultieren würde, damit hatte wohl keiner der Männer bei dieser ersten Begegnung gerechnet. Der leider viel zu früh verstorbenen Heath Ledger und der äußerst talentierte Jake Gyllenhaal sind es, die das vielleicht tragischste homosexuelle Pärchen der Filmgeschichte verkörpern dürfen. Mit unvergleichlichem Gespür inszeniert Ang Lee eine Liebesgeschichte, die nur so vor innerlicher Zerrissenheit strotzt und sich deswegen umso authentischer anfühlt. Jede Lebensentscheidung scheint die beiden weiter voneinander zu entfernen, doch wirklich voneinander lassen können sie trotzdem nicht.  Ein meisterhaftes Drama also, dass einen tief berührt und noch lange nachhallt.

 

Call Me By Your Name (2017)

Wer einmal wissen möchte, was den Startschuss für Timothée Chalamets steile Karriere gab, wie er sich in der obersten Riege von Hollywoods Jungdarstellern einfand und wieso wir auch in den kommenden Jahren noch viel Spaß an dem französischen Amerikaner haben werden, der sollte sich allein aus diesem Grund den Film anschauen. Natürlich hat er aber auch noch einiges mehr zu bieten, denn selten hat man Liebesszenen so authentisch und von ihrer verletzlichen Seite gesehen, ohne dabei zu sehr in Kitsch abzudriften. Zusammen mit den wunderschönen Aufnahmen Norditaliens bildet er damit den Inbegriff der „ersten großen Sommerliebe“ ab.
Darüber hinaus lässt der Film die homosexuelle Liebe der beiden Hauptfiguren ganz natürlich wirken, obwohl er in den 80ern spielt, in denen Homosexualität noch ein schwierigeres Thema war, als das heute der Fall ist.
Diese Selbstverständlichkeit gipfelt in einem unvergesslichen Vater-Sohn-Gespräch, eine der stärksten Szenen des Films, die genau das nochmal verdeutlicht und symbolisch für die Freiheit der sexuellen Gesinnung eines jeden steht. Damit hat dieser Film seinen Platz hier und in der Filmothek wahrlich verdient.

 

The Favourite – Intrigen und Irrsinn (2018)

Kostümdrama der anderen Art und ganz sicher der bisher zugänglichste Film von Regisseur Georgos Lanthimos, von dem z.B. auch Werke wie “The Lobster“ oder „Dogtooth“ stammen. Die Handlung dreht sich um die unverschuldet verarmte Abigail, die sich zum Schloss der kränklichen Königin Anne begibt, an dem ihre Cousine Sarah die manipulative Beraterin und heimische Geliebte der Königin ist. Durch Zufall lernt Abigail eines Tages die Königin kennen und versteht es durch geschickte Intrigen, sich die Gunst der Monarchin zu erschleichen. Abigail geht sogar so weit, sich auf eine lesbische Beziehung mit der Königin einzulassen, um so ihre Position weiter auszubauen und ihre Cousine vom Schloss zu vertreiben. Opulente und perfekt ausgeleuchtete Settings und atemberaubende Kostüme machen den Film zu einem wahren Sehvergnügen. An vielen Stellen ein verfilmtes Gemälde. Die zum Teil ungewöhnlichen Dialoge ein zusätzlichen Hochgenuss. Eine wahre Delikatesse für Filmliebhaber.

 

The Imitation Game (2014)

Es gibt sie immer wieder: Personen, die den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst haben. Von vielen hört man bereits zu Schulzeiten, doch gibt es da noch die anderen, deren Namen man nur flüchtig kennt – wenn überhaupt. Zu dieser letzteren Gruppe zählt auch Alan Turing, der es, mit Hilfe eines engagierten Teams, geschafft hat, den Code der Chiffriermaschine „Enigma“ zu knacken. Regisseur Morten Tyldum nahm sich 2013 dieser außergewöhnlichen Geschichte an und lieferte ein grandioses Biopic ab. Natürlich wurde einiges zu Gunsten einer flüssigeren Dramaturgie verändert aber den Kern der Geschichte, ein brillanter Kopf, der dabei mithilft den Krieg zu beenden, und anschließend aufgrund seiner Homosexualität verurteilt und chemisch „kastriert“ wird und sich in weiterer Folge das Leben nimmt (eine offizielle Rehabilitierung gab es übrigens erst 2013!), den erzählt der Film mit solch einer Eindringlichkeit, dass einem am Schluss direkt die Tränen kommen.

 

Milk (2008)

Ein Film über die Schwulen- und Lesbenbewegung in den 70ern und den ersten offen schwulen Politiker der USA, der zudem in ein öffentliches Amt gewählt wurde, passt allein thematisch schon perfekt zu unserem aktuellen Thema.
Dazu versammelt er namhafte Hollywood-Größen wie Josh Brolin, James Franco oder Emile Hirsch, aber allen voran natürlich Sean Penn in einer Paraderolle, für dessen passionierte Darstellung er seinen zweiten Oscar erhielt. Garniert wird das Ganze mit dem Charme von „Good Will Hunting“-Regisseur Gus Van Sant und seinem Drehbuchautor Dustin Lance Black, einem politischen Aktivisten für LGBT-Rechte, der für das Skript einen Oscar erhielt und später einen großen Beitrag bei der landesweiten Durchsetzung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA leistete.
Dabei kommt eine sehr gelungene Filmbiografie heraus, die auch noch einiges an dramaturgischer Wucht bereithält, falls man sie sich komplett ohne Vorwissen ansieht.

 

Moonlight (2016)

Barry Jenkins Film „Moonlight“, der bei der Oscar-Verleihung 2017 als bester Film ausgezeichnet wurde, erzählt in drei Kapiteln drei prägende Lebensabschnitte eines jungen, homosexuellen Afroamerikaners. In jeder dieser Phasen wird der Protagonist Chiron von einem anderen Darsteller verkörpert, wobei dies so harmonisch gelingt, dass man tatsächlich das Gefühl hat, der Figur beim Erwachsenwerden zuzusehen. Von der Kindheit im ersten Kapitel, über die Teenagerzeit im zweitem begleiten wir Chiron auf seinem Weg zum Erwachsenen, auf dem ihm zufällige Begegnungen und Beziehungen mit anderen Menschen immer wieder prägen und lenken. Ein berührendes Drama um Idendität, Rollenerwartungen und prägende Lebensereignisse eines Menschen.

 

Die Taschendiebin (2016)

Was kann man über „Agassi“ (아가씨), wie der Film im südkoreanischen Original heißt, sagen, ohne dem unwissenden Zuschauer zu viel zu verraten? Die Handlung des Films vom Oldboy-Regisseur Park Chan-wook ist relativ verschachtelt und die Einteilung in ein Genre ausgesprochen schwierig. Im Grunde geht es in „Die Taschendiebin“, so der deutsche Titel des Films, um ein Dienstmädchen und deren Dienstherrin, die sich mit der Zeit näher kommen und Gefühle für einander entwickeln. Allerdings trifft es diese Beschreibung nur sehr oberflächlich. Tatsächlich entfaltet sich in „The Handmaiden“, so der internationle Titel des Films, eine unerwartete Geschichte um Liebe, Hass, Betrug, Verbrechen und Sex(ismus). Tolle Schauspielerleistugen, extrem tolle Einstellungen und Bilder und ein paar wirklich unvorhersehbare Twists machen „Die Taschendiebin“ zu einem echten Highlight des südkoreanischen Kinos.

 

Kennt ihr noch weitere Filme, in denen Homosexualität eine wichtige Rolle spielt und die einen Platz auf unserer Liste verdient hätten? Oder ist einer unserer Kandidaten eurer Meinung nach vollkommen deplatziert? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

 

30 Gedanken zu “Die 8 besten Filme „vom anderen Ufer“

  1. Da fehlen mir noch die Franzosen mit „Blau ist eine warme Farbe“ und „Portrait einer jungen Frau in Flammen“ – sonst aber sehr schöne Liste. Was mir auffällt, dass alle Filme aus dem neuen Jahrtausend stammen. Irgendeine Art von Fortschritt haben wir da wohl tatsächlich gemacht 😀
    Der letzte Platz erinnert mich daran, „Die Taschendiebin“ endlich nachzuholen

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    • Das wiederum erinnert mich daran, dass ich dir das schon 100 mal gesagt habe 😂

      Was das neue Jahrtausend angeht hast du Recht. Allerdings waren auf der „Shortlist“ auch ein paar Filme, die deutlich älter sind.

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    • Das Problem bei „Porträt…“ ist eben leider, dass den noch nicht so viele gesehen haben. Aber er war auf der Shortlist 🙂
      Aber stimme zu, dass es wenigstens in der Richtung eine gute Entwicklung gibt in der Filmlandschaft!

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  2. Mir sind sofort „Carol“ und „Portrait einer jungen Frau in Flammen“ eingefallen, die für mich auf jeden Fall auf die Liste gehören. 🙂

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  3. Also, diese „Frau in Flammen“ scheint ja wirklich ein toller Film zu sein, wenn er hier so häufig genannt wird. Mir sagte er bis vor kurzmen allerdings nicht viei. Ein „Mut zur Lücke“ zahlt sich scheinbar nicht immer aus.

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  4. ‚Carol‘ und ‚Portait einer jungen Frau in Flammen‘ wurden ja zu Recht schon häufiger genannt. Ich würde noch ‚Liberace’/’Behind the Candelabra‘ von Steven Soderbergh anführen.

    Der erzählt die durchaus bizarre Geschichte von Las Vegas-Star Liberace (Michael Douglas) und seinem Chauffeur und Liebhaber Scott Thorson (Matt Damon). Kurz gesagt, Liberace versucht Thorson durch allerlei Schönheits-OPs zu einer jüngeren Version seiner selbst zu machen.

    Der ist hier trotz Soderbergh und Starbesetzung ziemlich untergegangen.

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    • Der ist wirklich sehr stark. Ich hatte den auch meiner Liste für die 8 besten…. Hat es aber nicht in die Auswahl geschafft. Ich bin mir nicht mal sicher, ob der Film es bei uns in die Kinos geschafft hat. Ich hab ihn auch nur auf Sky sehen können. Michael Douglas spiel perfekt.

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      • Kann sein, dass das ein HBO Film oder so war, stimmt. Dann war er tatsächlich „nur“ im Fernsehen.
        Ich hab irgendwann mal ganz unvorbereitet die BluRay in ner Ramschkiste gesehen und nur die Beteiligten gelesen und das Beste gehofft.

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      • Ich glaube kein anderer Regisseur löst bei mir so polarisierende Reaktionen aus wie Soderbergh. Einige seiner Filme finde ich großartig, mit anderen, darunter ausgerechnet seine Oceans drölfzig-Reihe, kann man mich jagen…

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        • Habe bisher halt nur Oceans 11 und Logan Lucky gesehen und damit zwei seiner Heist-Movies, was mir so überhaupt gar nicht zugesagt hat, erinnere mich aber auch an gar nichts mehr, weil ich die echt öde fand 😀
          Vl gefallen mir seine anderen Filme ja mal besser

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          • Ich bin grad noch mal kurz durch Soderbergh Werk gegangen. Tatsächlich kenne ich auch nicht viel von ihm . Die Heist-Movies sind auch so gar nicht mein Ding.
            Das beste was ich von ihm kenne, ist die HBO-Serie „The Knick“, die ich wirklich liebe. Leider wurde diese Liebe nur sehr begrenzt geteilt, da die Serie schon nach zwei Staffeln eingestellt wurde. Sehr schade

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            • War die Serie nicht von Anfang an auf zwei Staffeln ausgelegt und endet dementsprechend mit einem (nicht ganz so schönen) Abschluss?

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              • Ja, das stimmt. Aber ich hatte gehofft, dass am Ende herauskam, dass Clive Owens Charakter alles nur geträumt hat…..Schade, ist ja immer ein toller Kniff……muhaaaaaaaa

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          • Für mich ist Soderbergh immer dann am besten, wenn er irgendwas Interessantes mit typischer B-Action anstellt. Also The Limey oder Haywire.

            Die Oceans Filme wirken wie Werbespots für ihre Stars. Und das wird nur schlimmer durch die Reihe.

            Ich mag allerdings seine Solaris Version, aber das darf man in Filmkreisen nicht zu laut sagen, sonst wird man mit Tarkovsky-Biografien beworfen… 😉

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            • Für mich Soderbergh quasi der Inbegriff der filmischen Mittelmäßigkeit mit wenigen Ausreißern nach oben unten unten.

              Contagion und Erin Brokovich finde ich grandios. Den ersten Ocean‘s Film habe ich auch positiv in Erinnerung.

              Ansonsten kenne ich:
              Unsane
              Logan Lucky
              Side Effects
              Oceans 12+13
              Solaris
              Der Informant

              Allesamt ok bis eher zäh.

              Oh und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Magic Mike auch ganz gut fand 😊

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              • Bist du nicht selbst auch Magic Ma-Go?
                Ja, Contagion ist natürlich schon ein toller Film. Darüber habe ich kürzlich einen längeren Beitrag gelesen. Es war ein Vergleich mit Outbreak (auch so sein Virus-Film). Aber wo war das noch….? sagte er und zog grübelnd die Stirn in Falten….

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                • Das war ein mal. Hab meine Karriere wegen anhaltender Erfolglosigkeit beendet 😉

                  Den phantastischen Contagion Beitrag hab ich auch gelesen.

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              • Erin Brockovich ist ein sehr starker Film, sonst ist Soderbergh oft solide bis gut, aber zuletzt hat der für Netflix Graupen gemacht. Ich muss aber sagen, dass sein wohl beliebtester Film „Traffic“ von mir noch nicht gesehen wurde. Genauso wie „Liberace“ den hab ich auch noch nicht gesehen.

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  5. Sehr englischsprachig-lastig die Auswahl.
    Das europäische und (natürlich muss das bei mir ja kommen) das deutsche Kino bleibt da außen vor. Dabei gäbe es da sicher einige Werke zu nennen: Kekiches „La vie d’Adèle“ wurde ja bereits erwähnt, bei den deutschen Produktionen fällt mir spontan „Aimee & Jaguar“ ein.

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    • Blau ist eine warme Farbe habe ich tatsächlich mittlerweile nachgeholt und er hat mir sehr gut gefallen 🙂 Ich finde ihn zwar etwas unrund, aber der hat mich wirklich bewegt und tief berührt
      Und mit „Nicht der Homosexuelle ist pervers“ haben wir ja zumindest in der Filmothek einen deutschen Film vertreten!
      Die englischsprachigen Filme sind halt auch etwas populärer. In meiner Auswahl die ich für die Loveful 8 zusammengestellt hatte waren zumindest noch drei europäische Filme: Porträt einer jungen Frau in Flammen, Leid und Herrlichkeit und Gods Own Country (falls man Call Me By YOur Name nicht dazu zählt).
      Aus Deutschland kenne ich halt so gut wie nichts, habe mir aber vor einiger Zeit von meiner besten Freundin „Freier Fall“ empfehlen lassen, der leider in Vorbereitung auf diese Ausgabe aber nicht mehr bei Amazon Prime verfügbar war

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