12 Monkeys (1995)

  • Originaltitel: Twelve Monkeys
  • Regie: Terry Gilliam
  • Schauspieler: Bruce Willis, Madeleine Stowe
  • Genre: Science Fiction, Dystopie, Drama
  • Land: USA

Eine Stadt, verschneit, menschenleer, überall wuchern Pflanzen. Wer nun meint, dass diese Beschreibung seinem Alpendorf in diesen Zeiten schon ziemlich nahe kommt, der sei beruhigt – oder vielleicht doch lieber irritiert(?!) – denn die oben beschriebene Szenerie stellt eine der Schlüsselszenen des Sci-Fi-Kultfilms von Terry Gilliam dar.

Im Jahr 2035 ist fast die gesamte Menschheit einem neuartigen Virus zum Opfer gefallen. Die wenigen Überlebenden müssen in unterirdischen Tunneln hausen. Doch da entsinnen die verbliebenen Wissenschaftler einen Plan, wie man die Apokalypse vielleicht verhindern könnte. James Cole ist der „glückliche“ Gefangene, der mit dem versprechen auf Hafterlassung in den Prototyp einer Zeitmaschine verfrachtet wird, um Informationen zu sammeln. Doch wie lange kann ein Mensch solche Zeitsprünge mitmachen, bevor er den Verstand verliert? Und lässt sich die Vergangenheit überhaupt ändern?

Ja, ich weiß, vermutlich geht es den meisten von euch so wie mir und ihr könnt das leidige Thema Corona schön langsam wirklich nicht mehr hören. Aber selbst wenn „Seuchen“ für euch ein rotes Tuch sind, würde ich euch trotzdem empfehlen, dran zu bleiben, denn Gilliams Werk ist so viel mehr, als der x-te „Seuchen“-Film; hier geht es nicht bloß um einen Virus, hier geht es um existentielle, psychologische, philosophische und sogar physikalische Fragen; es geht um Hoffnung, Liebe, Angst und Wahnsinn. Nicht umsonst ist der Film inzwischen absoluter Kult und zählt mit zu den bekanntesten Werken aus der Feder Gilliams (die nicht in Kooperation mit der Komikertruppe „Monty Python“ entstanden sind).
Es ist dieses Herunterbrechen einer globalen Katastrophe auf ein einzelnes Schicksal, dieser Funken Hoffnung im Angesicht der Vernichtung, und dazu das fiktionale Zeitreise-Element, das aus dem Film so einen einzigartigen Mix macht, der auf allen Ebenen so hervorragend funktioniert, weil er keines der Genre wirklich bedient und so die Gefahr eines Klischeefeuerwerks gekonnt umgeht.

Das Science-Fiction-Element des Films ist zum Bespiel unverkennbar, immerhin wird die Handlung erst so richtig ins Rollen gebracht durch mehrere Reisen in die Vergangenheit – noch mehr Zukunftsmusik geht gar nicht. Aber anders als so viele Vertreter dieses Genres, ist in dieser Zukunft nichts auf Hochglanz poliert: Die Zeitmaschine schaut aus, als würde sie aus Teilen vom Schrottplatz zusammengezimmert worden sein, die Reinräume wirken nicht so, als hätten sie diesen Namen wirklich verdient, und selbst das colour grading wirkt geerdet realistisch. Nichts hier lässt einen an unendliche Weiten denken.

Auch das „Seuchen“-Element durchzieht die Geschichte wie ein roter Faden, rückt allerdings erst ganz zum Schluss vollkommen in den Fokus, und selbst dann gibt sich Gilliam nicht mit der Darstellung von Infizierten ab. Nicht ein Kranker blickt auch nur für eine Sekunde in die Kamera, lediglich die finalen Auswirkungen werden ganz zu Beginn des Films, in der oben beschriebenen Szene, gezeigt. Ganz ohne Blutvergießen, ohne Berge von Leichen und hysterische Plünderer sitzt der Schlag in die Magengrube noch viel heftiger, zeigt er doch die Stille nach dem Sturm, eine Welt, die auch wunderbar ohne den Menschen zurechtkommt, eine Welt, die uns nicht braucht.

Und zwischendrin, zwischen dem erschütternden Anfang und dem nicht minder erschütternden Ende, ist der Film zum größten Teil weder Science-Fiction noch „Seuchen“-Film, sondern ein waschechtes Drama, in dem ein Mann um seine psychische Gesundheit bangt, mit seiner Realität zu kämpfen hat, und womöglich gegen Windmühlen ins Feld geschickt wurde.  Was ist Realität? Was bedeuten Wörter wie Schicksal, Bestimmung und Zeit? Und ist man am Ende wirklich selber der Schmied seines eigenen Glücks?

Wie die bisherigen Erläuterungen zeigen, handelt es sich hier in einem großen Maße auch um eine Charakterstudie, welche bekanntermaßen mit ihrem Hauptdarsteller steht und fällt. Und hier kann mal sagen was man will, aber Bruce Willis ist ganz zu Recht ein immer noch gefragter Schauspieler, denn wenn er will, kann er einfach Großartiges auf die Leinwand zaubern. Zu jeder Zeit spürt man den Wahnsinn, der droht James Cole zu übermannen, aber eben auch immer wieder die darunter aufkeimende Hoffnung, seinem Schicksal vielleicht doch entrinnen zu können. Ihm zur Seite steht Madeleine Stowe, die einen nicht minder beeindruckende Job macht, muss sich doch auch ihr Charakter immer weiter der allzu verrückt klingenden Wahrheit stellen.  Neben diesen beiden Hauptfiguren, die den Film problemlos auf ihren Schultern tragen, kann man aber nicht über den Film sprechen, ohne Brad Pitt wenigstens kurz zu erwähnen, denn mit seiner relativ kleinen Rolle als überdrehter Irrer, hinterlässt er trotz geringer Screentime mächtig Eindruck beim Zuschauer.

Wer bisher also noch keine Gelegenheit hatte „12 Monkeys“ zu schauen, der sollte dieses Versäumnis dringend nachholen, denn dieser Film ist und bleibt ein Meisterwerk.

16 Gedanken zu “12 Monkeys (1995)

  1. Pingback: Die 8 besten „Seuchenfilme“ | Klappe!

    • Da hast du natürlich recht Gilliam ist ein Regisseur mit hohem Wiedererkennungsfaktor, aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass dir der Film gefallen könnte, weil er doch „zugänglicher“ ist als so manche andere Werke von ihm und speziell in seiner Narrative schon sehr klar

      Gefällt 1 Person

    • Das macht aber für mich auch grad den Reiz ab Gilliams Filmen aus, wobei ich 12 Monkeys schon als eines seiner zugänglicheren Werke bezeichnen würde. Ich kann aber durchaus jeden verstehen, der damit nichts anfangen kann.

      Gefällt 3 Personen

  2. Oh ja… toller Film. Der ist echt super. Ich wollte mir immer mal diese französische Vorlage dazu anschauen… hatte den irgendwann mal auf Youtube gefunden.

    Hast du mal die Serie gesehen?

    Gefällt 1 Person

    • Die Serie steht zwar schon länger auf meiner Watchlist aber bisher hab ich noch keinen Blick riskiert…kann mir allerdings nicht wirklich vorstellen, dass sie mit dem Film mithalten kann 🤔

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  3. Bruce Willis noch immer ein gefragter Schauspieler? Hat der nicht seit 5 oder mehr Jahren das „Nur-noch-auf-DVD“-Label auf sich gedruckt? ^^
    Immerhin war das seine Glanzzeit. stirb langsam war nicht allzu lange her, dann auch noch Unbreakable und 6th Sense, usw usf.
    Davon abgesehen: Sehr schöne Review 🙂

    Gefällt 2 Personen

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